VIA APPIA ANTICA

Die Via Appia Antica hat der römische Zensor Appius Claudius Caecus um 312 v. Chr. angelegen lassen („Antike Straße des Appius“). Sie begann im Stadtgebiet Roms zwischen der Piazza di Porta Capena und der Porta San Sebastiano (früher Porta Appia). Mit Ihrem ersten Abschnitt führte sie zunächst über 195 km bis nach Capua Santa Maria Vetere. Der nächste Bauabschnitt führte von Capua ab 291 v. Chr. in südöstlicher Richtung nach Beneventum und tangierte kurz hinter Capua den antiken Ort Aeclanum. In ihrem weiteren Verlauf führt die Straße an der Stadt Melfi vorbei zum antiken Venusia. Um 190 v. Chr. wurde sie über Matera führend, bis an das Ionische Meer nach Tarentum verlängert, um von dort nach Brundisium an die Adria zu gelangen. Es war ihr Endpunkt. Durch die Via Appia Antica wurde Brundisium mit seinem Hafen zu einem bedeutenden Handelsplatz für den Warenverkehr zwischen Italien, dem Balkan, dem Orient und Kleinasien. Es war aber auch ein Ort ausgeprägten, leidvollen Sklavenhandels.

Die Via Appia Antica war eine der wichtigsten und zugleich berühmtesten Handelsstaraßen des Römischen Reiches, weshalb sie In antiker Zeit „Königin der Straßen“ genannt wurde. Ihre „Verlängerung“ – über die Adria – führte als Via Egnatia von Dyrrachium (Albanien) bis nach Konstantinopel (Byzanz). Der Bau dieser Straße hatte in der römisch-antiken Zeit keineswegs nur merkantile Ursachen, sondern gleichermaßen militärstrategische Gründe. Für das Expansionsstreben Roms und für die damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarvölkern bzw. –staaten, bedurfte es für die Bewegungen der römischen Heere und deren Nachschub gut ausgebauter Straßen. Dies umso mehr als sich die römischen Machtinteressen und dementsprechende kriegerische Handlungen nach Osten (Griechenland, Orient, Kleinasien) ausdehnten. Auch wollten die Römer auf Angriffe von außen mit schnellen Bewegungen ihrer Truppen reagieren können.

Die Entstehung der Via Appia Antica ist unter dem vorgenannten politisch-strategischen Aspekt entwicklungsseitig mit der Geschichte Süditaliens verwoben. Siedlungen, die nach deren Bau an der Via Appia Antica lagen, waren bereits ab etwa 770 v.Chr. von griechischen Kolonisten gegründet worden. In diesen Städten Süditaliens wurden die griechische Kultur und Lebensweise zu einem über mehrere Jahrhunderte hinweg prägendem Moment, u. a. in Gestalt von Hera-Heiligtümern. Die Geschichtsschreibung nennt diese Epoche für Teile Süditaliens „Großgiechenland“ bzw. „Magna Graecia“. Im weiteren Verlauf der Geschichte nahmen die Auseinandersetzungen mit begierigen Nachbar (Etrusker, Phönizier) aber auch der griechischen “Kolonien“ untereinander zu. Im Jahr 343 v. Chr. trat Rom in die zum Teil kriegerischen Auseinandersetzungen (Samnitische Kriege: 343 – 290 v. Chr.) ein. Tarentum wurde 272 v. Chr. von Rom zur Kapitulation gezwungen. Andere griechisch geprägte Städte suchten den Schutz Roms. Bereits zu diesem Zeitpunkt tritt, der aus dem Machtverständnis der römischen Republik resultierende Bau der Via Appia Antica als Militärstraße hervor. Der Ausgang des 2. Punischen Krieges führte mit dem Friedensvertrag im Jahr 201 v. Chr. für einige süditalienische, griechisch geprägte Städte – auch an der Via-Appia Antica – zu einem Verlust an wirtschaftlicher Kraft und damit an politischer Bedeutung. Die Städte wurden Teil des römischen Reiches und erhielten ab etwa 89 v. Chr. teilweise römisches Bürgerrecht. An ihre klassisch-griechische Blüte (Magna Graecia) konnte die Region nicht wieder anknüpfen, wobei die Phase der Herrschaft von Kaiser Augustus (regierte. 27 v. Chr. – 14 n. Chr.) für die Region eine gewisse Wiederbelebung brachte.

Nicht zu unterschätzen ist der Wert der Via Appia Antica für eine – unter den damaligen Bedingungen – möglichst schnelle Kommunikation zwischen dem Machtzentrum in Rom und den Provinzen, insbesondere zu denen auf dem Balkan, einschl. Griechenland, zu denen in Kleinasien sowie zum vorderen Orient. Angemerkt sei auch, dass das gut ausgebaute Straßennetz im römischen Reich, u. a. die Via Appia Antica, ein begünstigender Faktor für die Ausbreitung des (Ur-) Christentums war.

In der Spätantike und während des frühen Mittelalters wurde die Via Appia Antica weiter genutzt, litt aber unter mangelnder Instandhaltung, was auch die Bauten an der Straße betraf. Andererseits entstanden in dieser Zeit christliche Kirchen, Kapellen und Klöster an oder in der Nähe der Via Appia Antica, weil die Wegführung für Besuche und Versorgungszwecke immer noch nutzbar war. Im 6. Jhd. n Chr. wurde sie von den nach Rom vordringenden Ostgoten aus militärischen Gründen ertüchtigt, verfiel danach aber weiter. In einigen Teilstücken ist die antike Pflasterung auch außerhalb Roms – in schöner Landschaft – noch gut erkennbar und begehbar. Auf Reisen in den Jahren 2019 und 2023 wurden antike Orte der Via Appia Antica besucht und ein kurzes Teilstück erwandert. Die nachfolgenden bildlichen und textlichen Darstellungen der Orte folgen ihrer Lage an der antiken Via Appia von Rom nach Brundisium (Brindisi) bzw. Gnathia (Egnazia) an der Adria, soweit sie besucht wurden. Die Fotos zu den Orten beinhalten auch nicht-antike Denkmale oder Objekte. Wikipedia-Beiträge zu:

ROM → TERRACINA/ANXUR → SPERLONGA → VIA APPIA → MINTURNO → CAPUA SANTA MARIA VETERE → BENEVENTUM/BENEVENTO → AECLANUM → MELFI UND UMGEBUNG → VENOSA GRAVINA IN PUGLIA → MATERA → TARENTUM / TARENT → BRUNDISIUM / BRINDISI → OSTUNI → GNATHIA / EGNATIA

LAGE:
Verlauf der Via Appia Antica (weiß) und der Via Trajana (rosa) – Beschriftung geändert.

Die nachfolgenden Quellenangaben beziehen alle genannten Orte bzw. Stätten ein: Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, F. Busse, S. 141 -144 / Die Römischen Kaiser, Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S.16ff, 36ff., 42ff., 64ff., 98 ff., 106ff. / DUMONT Reisehandbuch Süditalien, J. Christoph, Dumont Reiseverlag (Otfildern), 3.Auflage 2017, S..235/36, 254-257, 260, 264, 302, 342, 351-358 / Metzler Lexikon Antike, Verlag J. B. Metzler, 2. Auflage (Hrsg.: K. Broderson, B. Zimmerman), S. 97, 118, 375, 583, 520-521 / Römische Geschichte, Kaiserzeit 1 & II, W. Seyfarth, Akademie-Verlag Berlin, 3. (berichtigte) Auflage,1980, S. , 182, 252. / Rom, Dorling Kindersley Vis-A-Vis, für die deutsche Ausgabe::: @ 1994, 2000 Dorling Kindersley Verlag GmbH, München, Aktualisierte Neuauflage 2005,Autorenkollektiv, Seiten: 196, 265ff., 279, 284/85, Rom Latium, @Copyright Michael Müller Verlag GmbH, Erlangen, 2008, Seiten: 220, 572-577 – Bildnachweis: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/20/Via_Appia_map.jpg