SIDE

Side (heute: Selimiye) war eine Stadt in der antiken Landschaft Pamphylien. Die Stadt liegt rund 60 km östlich von Antalya an der südwestlichen Mittelmeerküste der Türkei. Die auf einer Halbinsel gelegene Stadt war jahrhundertelang eine wohlhabende Handels- und Wirtschaftsmetropole mit ca. 40.000 Einwohnern in ihrer Hochzeit. Das Gebiet von Side erstreckt sich auf einer Halbinsel im Schwemmlandgebiet Pamphyliens. Nach der mythologischen Erzählung soll Side im 7./ 6. Jhd. v. Chr. von Bewohnern aus Kyme gegründet worden sein, wobei eine vorherige Besiedlung angenommen wird. Der Name Side bedeutet Granatapfel. Side gehörte ab der Mitte des 6. Jhd. v. Chr. zum lydischen Reich, ab 546 v. Chr. zu Persien.

Mit der Eroberung 334/33 v. Chr. durch A. d. G. wurde Side Teil der hellenistischen Welt, was u. a. seinen Ausdruck darin fand, dass Griechisch zur Amtssprache wurde. In der Zeit der Diadochen-Herrscher (Nachfolger A. d. G.) und den damit in Verbindung stehenden Auseinandersetzungen, u. a. zwischen den Seleukiden und den Ptolemäern, blieb Side unabhängig. Die Wechsel der Herrschaftsverhältnisse von den Seleukiden zu Pergamon und von Pergamon zu Rom, änderten nur wenig am autarken Handeln der Städte in dieser Region, so auch in Side. Der Syrisch-römische Krieg (190 v. Chr,) veränderte die Machtkonstellationen in der Region. Side kam im Ergebnis des Friedensschlusses von Apameia (heute: Syrien, leider 2015 vom IS zerstört) zunächst unter die Oberhoheit von Rhodos bzw. schloss mit diesem einen Bündnisvertrag. Weil Side auf die Seite der Rhodier, die im Bündnis mit Rom standen, gewechselt war, erhielt es durch den römischen Senat einen privilegierten Status, vor allem in finanzieller Hinsicht. Die Römer, waren zunächst nicht sehr an der Südküste Kleinasiens nicht besonders interessiert und vernachlässigten dieses Gebiet. Die Bevölkerung war mit der römischen Herrschaft unzufrieden. Erst als das Seeräubertum zu einer Gefahr für Roms Machtwahrung wurde und auch Side um 100 v. Chr. in die Piraterie verstrickt war, griff Rom militärisch ein. Es wird in der Literatur berichtet, dass Side in dieser „Piratenzeit“ den Seeräubern Ankermöglichkeiten für deren Schiffe und auch Märkte für den Verkauf ihrer Beute, einschl. Sklaven, bot, Im Jahr 67 v. Chr. beendete der römische Feldherr Pompeius nach länger währenden Kämpfen die Seeräuberei. Die römische Kaiserzeit im 1. – 3. Jhd. n. Chr. war für Side in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht eine prosperierende Zeit, man spricht nach Quellenlage von ihrer größten Blütezeit. Das fand seinen Ausdruck in großem Reichtum und intensiver Bautätigkeit. Side war in dieser Zeit Stützpunkt der römischen Kriegsflotte,

Zugleich und vor allem war Side eine zentrale Drehscheibe für den Handel zwischen Ägypten bzw. der Levante und den Karawanenwegen in das zentrale Anatolien, Die Ausfuhren bestanden aus Olivenöl, Wein und Holz. Die Stadt war zudem ein berüchtigter Ort des Sklavenhandels. Side verfügte über eine ansehnliche Handelsflotte. Die von den Römern geschaffenen bzw. ausgebauten Militär- und Handelsstraßen begünstigten Sides wirtschaftlichen Aufstieg zur Handelsmetropole. Darüber hinaus blieb Side ohne größere politische Bedeutung in diesem Teil der Südküste Kleinasiens. Die Stadt „brachte es nur“ zum Sitz des Provinzgouverneurs. Die Schwächung des römischen Reiches im 3. Jhd. n. Chr. führte zu einem Wiederaufleben der Seeräuberei. Die Stadt wurde von Freibeutern, die von Schwarzen Meer kamen, angegriffen und belagert, leistete aber erfolgreichen Widerstand. Die Isaurier, ein aggressives Bergvolk aus dem Norden, griff die Region ebenfalls an, wovon auch Side in Mitleidenschaft gezogen wurde. In diesen unruhigen Zeiten begann eine erste Phase des Niedergangs der Stadt. Eine gewisse Erholung gab es in der byzantinischen Zeit des 5./6. Jhd. n. Chr. Bauten aus der römischen Kaiserzeit wurden umfassend saniert und neue Bauwerke byzantinischen Stils hinzugefügt, z. B. das Forum des Arcadius außerhalb des Haupttores (erbaut, 395 – 408 n. Chr.) sowie mehrere große Basiliken und einen Bischofssitz. Zu den inneren Wirkfaktoren für den Abschwung der Stadt werden die Verlagerung der Wirtschaftskräfte von der Küste hin zur Landwirtschaft im Landesinneren (Zentralanatolien) oder gesellschaftliche bzw. politischen Veränderungen gezählt. Bei den äußeren Faktoren sind es vor allem die Folgen der „Justitianischen Pest“ in der Mitte des 6. Jhd. n. Chr. sowie die „Kleine Eiszeit“ in der Spätantike mit ihren ungünstigen Folgen für die Landwirtschaft und damit für die Herstellung von Lebensmitteln. Mit dem Einfall der Araber ab dem 7. Jhd. n. Chr. setzte sich der Verfall der Stadt fort. Die arabischen Piratenangriffe versetzten die gesamte anatolische Mittelmeerküste in kriegsähnliche Zustände. Gleichzeitig versandete der Hafen. Die Bevölkerung verließ Side in Richtung Antalya. Side verlor seine Rolle als wichtigste Hafenstadt Pamphyliens an Antalya.

Markante antike Zeugen der Stadt Side sind:
* die Anlagen zur Stadtbefestigung (Mauern und Tore – Haupttor, Osttor, Inneres Tor oder Vespasianstor) aus der römischen Periode des 1./.2. Jhd. n. Chr.,
* das Nympheion (am Haupttor), ein Monumentalbrunnen mit einer Breite von 52 Meter und einer dreistöckigen Fassade, mit drei Wasser verströmenden Nischen,
* die Kolonnadenstraßen mit ihren Säulenreihen und Stoen,
* die Handelsagora als Marktplatz (Stoa) und die Staatsagora mit ihrer Anlage für die Ausübung des römischen Kaiserkultes (Kaisersaal),
* die großen Thermenanlagen, die das urbane Leben einer römisch-antiken Metrople in auffälliger Weise prägten (erbaut:1./2. Jhd. n. Chr.),
* die Tempel, mit ihrer mythologisch-antiken Tradition: die Haupttempel der Athene und des Apollon, der Tempel für den Mondgott Men sowie in der Handelsagora der Rundtempel für die Göttin Tyche (Die Tempel sind dem „Zahn der Zeit“ zum Opfer gefallen, der Apollon Tempel wurde partiell rekonstruiert, wodurch er mit seinen fünf wieder aufgerichteten Säulen zum touristisch-antiken Symbol für Side wurde.)
* das römische Theater aus dem 2. Jhd, n. Chr., das mit seinen 15.000 Plätzen zu den größten in Kleinasien gehörte, soll auf einem hellenistischen Vorgängerbau errichtet worden sein.

Die nachfolgenden Bilder entstanden bei individuellen nach Side in den Jahren 2013, 2017, 2019. Artikel bei Wikipedia zu: SIDE, PAMPHYLIEN und POMPEIUS

Literaturquellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 137,169, 272, 287, 441,502,523,556 / Dumont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke, S. 310-316, / Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, D.O.A. Klose, S. 610-616 / Antike, Metzler Lexikon, Verlag J: B: Metzler, 2. Auflage, 2006, S. 441, 618 / / Griechische Mythologie, Verlag Michalis Toubis S. 17 & 53, Athen, @1995, Sofia Souli, Übersetzung. H. E. Langenfass, S. 29-31, 36/37, 50-52 Bildnachweise:  https://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/f/fd/Side_Episcopal_palace_in_2012_4244.jpg, https:///upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/ba/Side_Gro%C3%9Fes_Bad.jpg, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2b/Side_Handelsagora.jpg, https://upload.wikimedia. org/wikipedia/commons/f/f8/Side_Hermes.jpg

 

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