PUTEOLI | POZZUOLI

Puteoli – „Kleiner Brunnen“ – war eine antike Siedlung in der italienischen Region Kampanien am Golf von Pozzuoli bzw. am Golf von Neapel. Heute heißt der moderne Ort Pozzuoli und hat ca. 77000 Einwohner. Puteoli soll im Jahre 531 v. Chr. durch griechische Kolonisten von der Insel Samos als Dikaiarcheia – „gerechte Regierung“ – gegründet worden sein. Es gibt aber auch andere Gründungsthesen. 421 v. Chr. wurde Puteoli – wie auch Capua und Cumae – von Samnitern besetzt. Archäologisch ist die Siedlungsgeschichte des Ortes in vorrömischer Zeit kaum beschrieben. 194 v. Chr. wurde die Stadt eine römische Kolonie mit dem Namen Puteoli. Die Stadt verfügte über einen Naturhafen. Dieser diente der benachbarten Kolonie Cumae (Kyme) als Handelshafen. In der Zeit der späten römischen Republik war es der wichtigste Hafen für Rom, insbesondere für den Handel im östlichen Mittelmeerraum. Im 2. bzw. 1. Jhd. v. Chr. wurde der Hafen ausgebaut, weil dort die Getreidelieferungen aus Ägypten zur Versorgung Roms per Schiff von Alexandria ankamen. Das änderte sich als in der Regierungszeit von Kaiser Claudius (regierte: 41 – 54 n. Chr.) Roms unmittelbarer Hafen in Ostia ausgebaut und ertüchtigt wurde – in „Konkurrenz“ zu Puteoli. Dennoch blieb dem Hafen von Puteoli wegen seiner Lage eine angemessene Bedeutung erhalten. Unter dem römischen Kaiser Vespasian (regierte: 69 – 79 n. Chr.) wurde die Stadt und der Hafenstandort Puteoli erweitert, einschl. Bau des Amphitheaters. Begünstigend für die weitere Entwicklung des Ortes wirkte dabei der Umstand, dass Puteoli nahe bei der Stadt Capua und an der berühmten antiken Handels- und Militärstraße, der Via Appia, lag. (Deren Baubeginn war bereits im Jahr 312 v. Chr. Sie verband in ihrem ersten Abschnitt die Stadt Capua, den zentralen Ort der Region Kampanien, mit der 195 km entfernten Hauptstadt Rom.) Kaiser Antonius Pius (regierte: 138 – 161 n- Chr.) ließ im Jahr 139 n. Chr. die Mole des Hafens von Puteoli erneuern. Sie hatte eine Länge von 372 m, war 15 bis 16 m breit und ruhte auf 15 Pfeilern, die durch Bögen miteinander verbunden waren. Es war offenbar ein Pracht- und Prestigebau, der im Jahr 1930 leider endgültig überbaut wurde.

Puteoli und sein Hafen waren sowohl für den römischen Senat zu Zeiten der Republik als auch für die Kaiser des 1. Und 2. Jhd. n. Chr. von strategischer und damit auch politischer Bedeutung. Über viele Jahre hinweg sicherte seine Nutzung die Versorgung der römischen Bevölkerung. Zugleich erfüllte er militärische Aufgaben im Expansionsstreben des römischen Reiches, u. a. als Flottenstützpunkt. Von daher verwundert es nicht, dass sich die „frühen“ römischen Kaiser von Augustus, über Claudius, Vespasian, Hadrian bis zu dessen Nachfolger Antonius Pius sehr um die Funktionstüchtigkeit des Hafens und der umgebenden Infrastruktur kümmerten. Hier reiht sich auch die mit Puteoli verbundene Legende um den jungen, exzentrischen Kaiser Caligula ein (regierte: 37 – 41 n. Chr.). Der Überlieferung nach ließ er im Jahr 39 n. Chr. eine – zwei römische Meilen (ca.3 km) lange Brücke von Puteoli bis nach Baiae errichten, über die er auf seinem Pferd „Incitatus“, ausgerüstet mit dem Brustpanzer A. d. G., geritten sein soll. Nahe an der Küstenlinie liegen heute in der Mitte von Pozzuoli unmittelbar am modernen Bootshafen, antike Denkmal der Stadt. Dazu gehört das Macellum,(Markt bzw. Marktareal) mit dem Serapis-Tempel in seiner Mitte. Das Ruinenfeld liegt etwa 4 m unterhalb des heutigen Straßenniveaus und 2 m unterhalb des aktuellen Meeresspiegels. Ein beeindruckendes antikes Denkmal ist auch das gut erhaltene flavische Amphitheater mit seinen 20000 (bis zu 40000) Sitzplätzen aus dem 1. Jhd. n. Chr. Pozzuoli leidet unter den Bewegungen der Erdkruste mit einem „Auf und Ab“ von bis zu 10 m (Amplitude). Ursache der Bewegungen ist der in dieser Region wirkende Vulkanismus, z. B. am Vesuv. Seit der Errichtung der Bauten hat sich hier der Bodenereits benannte mehrfach gesenkt und gehoben. Das „Auf und Ab“ vollzieht sich z. T. sehr abrupt: 1538 führte der Vulkanausbruch (Monte-Nuovo-Eruption) bei Pozzuoli in nur zwei Tagen zu einer Bodenhebung von sechs Metern. Auch in letzter Zeit hob sich das Gelände in zwei Jahren zwischen 1984 und 1986 um 1,8 m. Das brachte erhebliche Probleme für die Stadt und ihren Hafen mit sich. Inzwischen ist die Altstadt teilweise saniert.

Der vulkanisch geprägte Ort Pozzuoli bzw. das antike Puteoli ist das Zentrum der Phlegräischen Felder (ital.: Campi Flegrei). Das Areal Felder ist ein riesiges Vulkanfeld in einer Tiefe von 3 -8 km und einer Magma-Ausdehnung von ca. 300 Quadratkilometern, einschl. der Insel Ischia. Die Phlegräischen Felder sind durch fortwährende, zum Teil explosiv auftretende Eruptionen mit Kraterbildungen, Erdkrustenverschiebungen (Hebungen und Senkungen), dauerhaftem Austritt von Wasserdämpfen und schwefelhaltigen Gasen geprägt, die auch in Pozzuoli mitunter wahrnehmbar sind. gegeben. Ein besonderes Moment der Felder ist der Krater Solfatara. 2022/2023 gab es im gesamten Gebiet erneut spürbare vulkanische Aktivitäten, von denen auch Pozzuoli betroffen war bzw. ist. Die mit den vulkanischen Aktivitäten im Zusammenhang stehenden heißen Quellen wurden bereits in antiker Zeit gern als Heilbäder genutzt – bis in die Gegenwart. Trotz aller Unwägbarkeiten sind die Phlegräischen Felder, mit Pozzuoli im Zentrum, ein besonderer touristischer Anziehungspunkt mit einiger Wirtschaftskraft für die Orte der Region und ihre Bewohner. Es wird davon ausgegangen, dass im Falle einer vulkanischen Katastrophe etwa bis zu 500.000 Menschen in dem dicht besiedelten Gebiet betroffen sein könnten. Die gezeigten Fotos entstanden auf einer individuell geführten Reise im Frühjahr 2019. Wikipedia Artikel zu: POZZUOLI, PHLÄGRÄISCHE FELDER umd AMPHITHEATER.

Quellen: Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, F. Busse, S. 141 -144 / Die Römischen Kaiser, Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S.16ff, 36ff., 42ff.,64ff., 98 ff., 106ff. / DUMONT Reisehandbuch Süditalien, J. Christoph, Dumont Reiseverlag (Otfildern), 3.Auflage 2017, S..138/39 / Metzler Lexikon Antike, Verlag J. B. Metzler, 2. Auflage (Hrsg.: K. Broderson, B. Zimmerman), S. 31, 105, / Römische Geschichte, Kaiserzeit 1 & II, W. Seyfarth, Akademie-Verlag Berlin, 3. Auflage, S. 83ff., 102, 107f. 144ff., 201ff. / Bildnachweise: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Solfatara_2.jpg /https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/af/Scene_de_port fresque.jpg https://de.wikipedia.org/wiki/Pozzuoli#/media/Datei:Goethe,_Die_Solfatara_von_Pozzuoli,_1787.jpg, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Gulf_of_Pozzuoli?uselang=de#/media /File:Pozzuoli_NASA_ISS004-E-5376_added_names.jpg

 

 

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