CAPUA | SANTA MARIA CAPUA VETERE 

Santa Maria Capua Vetere  (kurz: Capua) ist eine Stadt in der italienischen Region Kampanien in Süditalien mit über 30000 Einwohnern . Sie liegt an der Stelle des antiken Capua. Der Gründungsmythos bzw. die Gründung von Santa Maria Capua Vetere sind in der Literatur mit unterschiedlichen Thesen unterlegt. Auch das Gründungsdatum der Siedlung wird unterschiedlich interpretiert und reicht von etwa 800 v. Chr. bis 471 v. Chr. durch die Etrusker, die  Ihre Stadtgründung Capeva nannten. In der zweiten Hälfte des 5. Jhd.v. Chr. beendeten die Samniten die etruskische Herrschaft in Kampanien und eroberten Capua im Jahr 424 v. Chr. Gegen die samnitische Vorherrschaft wehrte sich Capua 343 V. Chr. und bat Rom um Unterstützung. Im weiteren Verlauf erwiesen sich die Beziehungen zwischen der Römischen Republik und Capua, trotz seines politischen Ranges als Gemeinde mit „halbem römischem Bürgerrecht“ (civitas sins suffragio), als widersprüchlich. So kam es im Jahr 318 v. Chr., nachdem sich Capua als unzuverlässiger Bündnispartner Roms gezeigt hatte, zur teilweisen Entmachtung des einheimischen Magistrats durch Einsetzung eines römischen Prefekten. Die Geschichts-schreibung über Capua verbindet mit dem Jahr 312 v. Chr. die Fertigstellung der Via Appia, durch die Capua auf direktem Weg mit Rom verbunden wurde. Sie beginnt in Rom am antiken Stadttor Porta Capena. Die Via Appia (heute mit dem Zusatz „antica“) war eine sehr bedeutende römische Militär- und Handelsstraße, die die Hauptstadt mit der Küste der Ägäis (hier der Ort Brundisium) verband.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. erlebte Capua als eine der bedeutendsten Städte Süditaliens seine Blütezeit. Während des Zweiten Punischen Krieges (218 – 201 v. Chr.) wand sich Capua von Rom ab und den Puniern unter Hannibal zu. Das punische Heer errichtete 216 v Chr. in Capua sein Winterquartier. Ende des Jahres 211 v. Chr. eroberten die Römer nach längerer Belagerung die Stadt zurück, was nachfolgend zu harten Vergeltungs-Sanktionen gegenüber der Stadt und ihren Bewohnern führte. Die eigenständige Aministration Capua’s wurde aufgelöst und Bürger enteignet. Die Region Capua wurde in eine römische Staatsdomäne (Eigentum des römischen Staates) umgewandelt. Trotz dieser politischen Veränderungen blieb die wirtschaftliche Situation von Capua gut. u. a. durch den ertragreichen Getreideanbau und die Herstellung von Bronzegefäßen. Capua war im 1. Jhd. v. Chr. für die Austragung von Gladiatorenkämpfen über die Region hinaus bekannt. In der Stadt war eine Gladiatoren-Schule ansässig. Diese erlangte durch den Sklavenaufstand im Jahr 73 v. Chr. historische Berühmtheit. Unter Führung von Spartacus rebellierten 78 Gladiatoren vor dem Hintergrund ihrer eigenen, unbefriedigenden Lebenssituation gegen die Verhältnisse in der römischen Republik. Der Aufstand dauerte zwei Jahre und wurde blutig niedergeschlagen. G. J. Caesar ließ als Consul in Capua im Jahr 59 v. Chr. eine Kolonie für 20000 römische Bürger entstehen. Diese Ansiedlungs-politik setzten die Triumvirn M. Antonius und Octavian in den folgenden Jahren mit jeweils zeitlichem Abstand (43 bzw. 36 v. Chr.) fort. Octavian, der spätere Kaiser Augustus, ließ auch ein Aquädukt für die Wasserversorgung der Stadt mit ihrer wachsenden Einwohnerzahl erbauen.

Die frühe Kaiserzeit war auch für Capua – abgesehen von den Auseinandersetzungen im Vierkaiserjahr (68 n. Chr.) und anderen niedrigschwelligen, unruhigen Ereignissen – eine überwiegend gute Entwicklungsetappe mit großer wirtschaftlichen Kraft und Bedeutung. In der Spätantike trat die Stadt kaum noch in Erscheinung. 456 n. Chr. wird Capua durch plündernde Vandalen zerstört, aber wiederaufgebaut. In der 2. Hälfte des 6. Jhd. n. Chr. verwüsten Langobarden den Ort erneut, 840 wird es durch die Sarazenen völlig zerstört. In der Mitte des 9. Jhd. entstand eine Nachfolgesiedlung (Capua nova) an der Stelle des antiken Casilinum. Eine weitere Ansiedlung erfolgte im späten Mittelalter am Ort des zerstörten Capua mit dem Namen Santa Maria Maggiore, die später den Namen Santa Maria Capua Vetrere trug. Für die genannten neuen Stadtanlagen wurden die Gemäuer des alten Capua, darunter insbesondere das Amphitheater, als Steinbruch genutzt. Dieses Schicksal ereilte in Italien viele Bauten aus der antiken Römerzeit.

Unter den Sehenswürdigkeiten des antiken Capua’s sticht das Amphitheater besonders hervor. Mit 170 m x 140 m ist es fast so groß wie das römische Kolosseum. Die Arena ist vierstöckig und misst in der Höhe 46 m und beherbergte etwa 50000 Besucher- Plätze gefunden haben. Es wurde im 1. Jhd. v. Chr. erbaut und während der Regierungszeit der römischen Kaiser Hadrian (regierte: 117 -138 n. Chr,) und Antonius Pius (regierte: 138 -161 n. Chr.) zweimal restauriert und für die Kämpfe mit Tieren ertüchtigt. Auch dieses Amphitheater war der Ort für die Kämpfe der Gladiatoren, für sportliche Wettkämpfe und mitunter für Theateraufführungen. Der heutige Zustand der äußeren Mauern ist nicht mehr gut (Stichwort: Steinbruch), dafür sind die unterirdischen Anlagen (Hypogäum), mit ihren Gängen und Türen komplett restauriert und begehbar. Die unterirdischen Anlagen waren die „Warteräume“ für die Gladiatoren und bei den Tierwettkämpfen für die zum „Einsatz“ kommenden Tiere, die von dort aus zur Arena, der eigentlichen Kampfstätte, gelangten bzw. geführt wurden.

Außerhalb des Amphitheaters gibt es in Santa Maria Capua Vetere das „Gladiatoren- Museum“ und das Museo Archeologico dell’ Antica Capua (hier: Skulptur des ruhenden Syatyr. In der Stadt befindet sich ein Mithräum aus dem 1./2. Jhd. n. Chr. Es gehört zu den besterhaltenen Stätten des Mithras-Kultes (Mithraismus). Als gemeinsamer Ursprung dieses Kultes ist Mithra, eine indoiranische Gottheit, u. a. im Reich der Hethiter, 2000 v. Chr. vorstellbar – aber nicht gesichert. Mithras war eine römische Gottheit, die in der mythologischen Erzählung die Personifizierung der Sonne verkörperte. Dieser Kult war ein Phänomen in der römischen Kaiserzeit, der seinen Höhepunkt im 3. Jhd. n. Chr. erlebte. Danach wurde der Mithra-Kult von den religiösen Inhalten und Handlungen des sich ausbreitenden Christentum abgelöst. Im römischen Reich soll es bis zu 1000 dieser Kultstätten gegeben haben, die in natürlichen, meist in künstlichen Höhlen in felsiger Lage bzw. unterirdisch angelegt waren. In Capua ist das Mithräum mit sogenannten Tauroctonie-Fresken ausgestattet, u. a. mit der Darstellung von der Tötung des weißen Stier durch Mithras. Am Beispiel dieses Mithräums wird der Mithras-Kult in bildhafter Weise (Fresken) ein wenig ausgeleuchtet und ist neben dem, Amphitheater ein zweites antikes Momentum für bzw. in Capua. Die dargebotenen Fotos bilden einige dieser Denkmale ab. Die Reise fand als individuell geführte Rundreise im Frühjahr 2019 statt. Wikipedia-Artikel zu SANTA MARIA CAPUA VETERE, AMPHITHEATER, MITHRAS und HYPOGÄUM.

Quellen: Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, F. Busse, S. 106-109 / Die Römischen Kaiser, Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S.14-27 / Metropolen der Antike, Jean-Claude Golvin, Deutsche Ausgabe 2019, Sonderausgabe 2021, by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt, wbg Philipp von Zadern, (Übersetzung von G. Lüscher, B. Lamerz-Beckschäfer), S. 115-118 / DUMONT Reisehandbuch Süditalien, J. Christoph, Dumont Reiseverlag (Otfildern), 3.Auflage 2017, S..133-136 / Metzler Lexikon Antike, Verlag J. B. Metzler, 2. Auflage (Hrsg.: K. Broderson, B. Zimmerman), S. 31,118, 390/91, 562 / Römische Geschichte, Kaiserzeit 1 & II, W. Seyfarth, Akademie-Verlag Berlin, 3. Auflage, S. 30, 31, 32, Bildnachweis: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Santa_Maria_Capua_Vetere?uselang=de#/media/File:Porzione_quasi_in

 

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