TRALLES (TRALLEIS)

Tralles ist eine antike Stadt in der antiken Landschaft (Region) Karien, ca. zwei km nördlich der heutigen türkischen Stadt Aydin. Tralles könnte von Argivern (Bürger der griechischen Stadt Argos) und Thrakern gegründet worden sein, was aber nicht gesichert ist. Erstmalig wird der Ort als persische Satrapie in geschichtlichen Quellen (etwa 500 v. Chr.) erwähnt. Um 400 v. Chr. scheiterte der Versuch eines Feldherrn aus Sparta, Tralles von den Persern zu befreien. 334. v. Chr. besetzte A. d. G. Tralles ohne nennenswerten Widerstand der Bewohner. Er machte die Stadt zu einem seiner militärischen Stützpunkte. Nach dem Tod A. d. G. begann auch für die Städte Kariens, zu denen auch Tralles zählte, eine Zeit mehrfacher Machtwechsel, die in den Auseinandersetzungen der Nachfolger A. d. G. (Diadochen) kriegerische Ausmaße annahmen. Die Geschichte kennt sechs Diadochenkriege. Das Diadochenreich der Seleukiden, das zuletzt die Herrschaft über Karien und damit über Tralles innehatte, verlor 190 v. Chr. in der Schlacht von Magnesia gegen die Römer diesen Teil seines Einflussbereiches. Im Friedensschluss von Apameia im Jahr 188 v, Chr, der eine Zäsur in der Entwicklung Kleinasiens darstellte. wurde Tralles den Attaliden, dem Herrschergeschlecht von Pergamon, zugesprochen. Der letzte König der Attaliden, Attalos III. (ohne Nachkommen), verschenkte das Reich testamentarisch an die Römische Republik, die es aber erst mit etwas Verzögerung in Besitz nahm. Die römische Republik sah sich im 1. Jhd. v. Chr. in Kleinasien erheblichen Bedrohungen durch Mithridates, König von Pontos, ausgesetzt.

In drei sogenannten mithridatischen Kriegen (88 bis 64 v. Chr.) mussten die Römer ihre Herrschaft in der durch sie geschaffenen Provinz Asia zurückerobern bzw. wiederherstellen. Im Jahr 88 v. Chr. ließ Mithridates zu Beginn des ersten der benannten Kriege ein fürchterliches Blutbad in den Städten der Provinz Asia anrichten, dem 80000 Römer und Italiker zum Opfer gefallen sein sollen. Von diesem Massaker waren auch Menschen in Tralles betroffen. In die Geschichte ging dieses ungeheuerliche Verbrechen als „Vesper von Ephesos“, „ephesische Vesper“ oder als „Blutbad“ ein. Mithridates beging in aussichtsloser Lage im Jahr 63 v. Chr. Selbstmord. Nach dem Ende der Herrschaft des Mithridates wurde die Provinz reorganisiert. Die Römer hatten die Region des südwestlichen Kleinasiens mit ihrer Steuerpolitik überbelastet und sich damit über längere Zeit erheblichen Unmut der Bevölkerung zugezogen. Ab 80 v. Chr. begannen die Römer mit der Untergliederung ihrer Provinzen, die ab 62 v. Chr. praktisch wirksam wurde. In der Zeit der Römischen Republik war die Stadt ein Conventus, der Sitz eines römischen Gerichtsbezirkes, in dem die Provinzgouverneure (Statthalter des römischen Senats) ihre Gerichtstage – in Verbindung mit Verwaltungsaufgaben – abhielten. Diesen Status verlor Tralles in der römischen Kaiserzeit an die Stadt Ephesus. Für die griechischen Bewohner wurden Provinzversammlungen abgehalten.

Ein Erdbeben im Jahr 26 v. Chr. fügte Tralles schwere Schäden zu. Der junge, erste römische Kaiser Augustus (regierte 31 v. Chr. bis 14 n. Chr.) unterstützte den Wiederaufbau der Stadt. Als Dank dafür trug sie zeitweise den Namen Caesarea Tralleis. Die römische Kaiserzeit brachte vielen Bürgern Wohlstand. Die rege Bautätigkeit dieser Epoche zeigt sich heute nur noch an den Ruinen des Gymnasion-Bad-Komplexes. Der Stadt wurde durch Kaiser Tiberius (regierte nach Augustus von 14 bis 37 n. Chr.) der Bau eines Tempels als Symbol und Ort für den sich ausbreitenden Kaiserkult verwehrt, Der römische Kaiser Hadrian, ein reisefreudiger römischer Kaiser (regierte: 117 – 138 m. Chr.) war um 124 n. Chr. in Tralles. Die weitere Entwicklung der Stadt ist nicht gut belegt, was ein Hinweis auf die relativ geringe politische Strahlkraft der Stadt sein könnte. Wirtschaftlich bestimmend war für Tralles, welches in der fruchtbaren Mäanderebene liegt, der Anbau von Oliven und Wein. Überliefert ist, dass es Tralles – neben Ephesos – gestattet war, zur Nahrungssicherheit der Bevölkerung, Getreide aus Ägypten zu beziehen. Der Anbau von Feigen, die in heutiger Zeit ein Hauptprodukt der Region darstellen, kam erst später hinzu. Berühmt war Tralles in antiker Zeit für seine Keramik.

Die Ruinen des antiken Tralles befinden sich auf einem Hügel oberhalb der Stadt Aydin. Der Gymnasion-Bad-Komplex mit seinem monumentalen „Imperator-Tor“ ist der Kern der heutigen Ausgrabungsstätte. Der einschränkende Faktor für eine weitergehende Besichtigung ist der Umstand, dass sie unmittelbar an einen militärischen Sperrbezirk grenzt. In diesem Gebiet befinden sich weitere antike Anlagen bzw. Gebäude, die nicht besucht werden können. Ein Teil von ihnen wurde durch die militärische Nutzung des Areals in der Neuzeit zerstört, u. a, das Theater und das Stadion. Die anliegenden Fotos entstanden auf einer individuellen Reise im Herbst 2015, Wikipedia Beiträge zu: TRALLES, ATTALIDEN und DIADOCHEN

Literaturquellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 256, 290, 328, 339, 346, 349, 414, 433, 503, 530, 615 / Antike, Metzler Lexikon, Verlag J: B: Metzler, 2. Auflage, 2006, S., 611 / Kleinasien 3, Jenseits des Mäander Karien mit dem Vilayet Mugla, Verlag W. Kohlhammer GmbH, 2. Auflage 1985, G.E. Bean (Übersetzung: J. Wiesner, U. Pause-Dreyer), S. 218-221 / Die Römischen Kaiser, Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S. 16-35 & 98-101

 

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