ATHEN

Athen ist die Hauptstadt Griechenlands und zugleich das kulturelle, historische und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Etwa vier Millionen Menschen leben aktuell in der Stadt. Acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt Athens Hafen Piräus, der größte Griechenlands. Von hier erfolgt u. a. der für das Land sehr wichtige Schiffsverkehr zu den zahlreichen griechischen Inseln. Die Besiedlungsgeschichte des Gebietes von Athen reicht etwa 7500 Jahre zurück. Ab 1300 v. Chr. wurden auf dem oberen Plateau eines Felsens Gebäude errichtet. Dort herrschten Könige über einen Teil der Region Attika (östlichste Landschaft Mittelgriechenlands mit Athen als Metropole). Der Platz wurde später Akropolis genannt, es war zunächst das Zentrum Athens. Eine der geschichtlichen Erzählungen geht davon aus, dass der mythische König Theseus einige Siedlungen der Athen umgebenden Landschaft Attika zu einer Polis vereinigt haben soll (Synoikismus). Theseus gilt deshalb als mythischer Held und attischer Heros.

Athen war in der klassisch-griechischen Zeit Ort der Attika-Polis. Athen war infolge des – wie auch immer gearteten – Synoikismus der Fläche nach der größte griechische Stadtstaat. 754/753 v. Chr. wurde das Königtum abgeschafft, es entstand ein Adelsstaat mit dem Areopag als oberste Rechtsinstanz der Polis. Ab 624 v. Chr. folgten eine Reihe staatsrechtlicher, demokratischer Entwicklungen, u. a. eine Verfassung mit vier Vermögensklassen und die Bildung eines Volksgerichtshofes. Von 561 – 510 v. Chr. gab es eine Tyrannenherrschaft, die den Wohlstand der Bevölkerung mehrte und viele Bauten entstehen ließ. Ab 504 wurde der Demokratisierungsprozess fortgesetzt. 480 v. Chr. besiegten Athen und dessen Verbündete die Perser in der Seeschlacht von Salamis. Infolge der ständigen Bedrohung durch das persische Reich wurde der Attisch-delische Seebund gegründet. Es war zunächst ein Defensivbündnis von Städten in Kleinasien und auf den griechischen Inseln zu Abwehr persischer Übergriffe. Die Führungsrolle in diesem Bündnis hatte sich Athen selbst angeeignet und sich damit zu einer hegemonialen Macht vervollkommnet. Damit war sie zum Rivalen des ebenfalls mächtigen Sparta geworden. Es waren Jahre höchster kultureller und wirtschaftlicher Blüte. Die demokratische Verfasstheit des Staates schritt voran, so wurde der Staatsdienst für alle Bürger geöffnet. In dieser klassisch-griechischen Epoche entfaltete sich die attische Demokratie zu ihrer höchsten Form. Sie gilt als Begründerin einer politisch-demokratischen Ordnung, die allerdings bereits in antiker Zeit vielgestaltige Herausforderungen zu bestehen hatte.

Der Peloponnesische Krieg von 431 – 404 v. Chr. in dem die Athener geschlagen wurden, unterbrach die gute Entwicklung Athens. Aber bereits 403 v. Chr. wurde das Funktionieren demokratischer Strukturen und Verfahrensweisen in Athen nach den Beschädigungen durch den Krieg wiederhergestellt. In der Athener Außenpolitik folgten wechselnde Koalitionen mit den Persern. Der neue attische Seebund (377- 355 v. Chr.) erlangte aufgrund veränderter Machtverhältnisse nicht die Bedeutung seines Vorgängers. Im weiteren Verlauf der Geschichte traten neue Gegner bzw. Rivalen Athens auf den Plan. Athen stellte sich gegen den König der Makedonen, Philipp II., und war ihm 338 v. Chr. unterlegen. A. d. G. ließ aus Achtung vor der Kultur der Athener die Stadt unberührt. Nach seinem Tod kämpfte Athen in der Zeit der Diadochenherrschaft mit unterschiedlichem Erfolg um seine Autorität. Zeitweilig war die Stadt mit Rom verbündet. Als Athen sich auf die Seite des persischen Satrapen Mithradates VI. begeben hatte, wurde es im Jahr 86 v. Chr., noch zur Zeit der römischen Republik, vom römischen Feldherrn Sulla zerstört.

In der römischen Kaiserzeit verdankte Athen seine angesehene Stellung der kulturellen Vergangenheit und den Schulen der Philosophen. Der römische Kaiser Hadrian, ein Freund der Griechen bzw. Hellenen (regierte 117 – 138 n. Chr.), erkor Athen zum Sitz des panhellenischen Bundes und spendete der Stadt bis heute eindrucksvoll wirkende Gebäude, u. a. die Stoa des Attalos, die Hadrians-Bibliothek. Ab dem 3. Jhd. n. Chr. war Athen verschiedenen Gegner ausgesetzt, wobei Kultur und Religion weiterhin ihre Bedeutung hatten. Erst mit der Schließung der Athener Akademie als letzte Philosophen-Schule im Jahr 529 n. Chr. durch den oströmischen Kaiser Justitian I. endete die antike bzw. spätantike Kulturepoche Athens. Die Einfälle der Slawen setzten im späten 6. Jahrhundert endgültig den Schlusspunkt
unter die antike Phase der Stadt.

Athen durchlebte danach wechselnde Herrschaftsformen: fränkisches Herzogtum, Katalanen,  Florentiner, Osmanen, Venezianer und erneut Osmanen mit Omar Pascha. Als Athen 1834 die Hauptstadt des neuen Griechischen Königreichs wurde, hatte die Stadt etwa 4000 Einwohner. Athen stand für seine Bewohner stets unter dem Schutz des Zeus und der Göttin Athene (Polias). Es war die Zeit der polytheistischen Religionen. Athen errang bei der Herausbildung des monotheistischen Urchristentums bzw. Christentums im 1. Jhd. n. Chr. religionsgeschichtliche Bedeutung. In der Stadt wirkte eine der ersten urchristlichen Gemeinden. Der Apostel Paulus besuchte auf seinen Missionsreisen auch Athen und hielt Kontakt zur dortigen urchristlichen Gemeinde. Athen hatte und hat eine herausragende Bedeutung für den Sport, sowohl in der Antike als auch in der Neuzeit. Ab dem 5. Jhd. v. Chr. entwickelte sich das sportliche Geschehen in Athen vom Adel und den Reichen hin zur Freizeitbeschäftigung der Mittelschicht, teilweise auch für die ärmere Bevölkerung. Im Jahr 330 v. Chr. wurde das große Athener Stadion gebaut. Ende des 19. Jahrhunderts erstand es wieder und war 1896 Austragungsort der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit. Im Jahr 2004 war Athen erneut Ausrichterin Olympischer Spiele (Spiele der XXVIII. Olympiade), mit denen es erfolgreich an seine lange olympische Tradition anknüpfen konnte. Dazu trug auch der berühmte Marathonlauf bei, der in Marathon begann und im ertüchtigten Panathinaikos-Stadion – nunmehr Olympiastadion – sein Ziel hatte, welch ein bewegender Moment für die olympische Idee und ihren Sport. Artikel bei Wikipedia zu: ATHEN und THESEUS

Quellen zu Athen. Baedecker, Allianz Reiseführer Griechenland, 9. Auflage 1997, S. 152-188, (Autorenkollektiv, B. Abend,et..al.) /Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, St. Brenne, S. 244-255 / Die Römischen Kaiser, Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S.98 ff./ / Metropolen der Antike, Jean-Claude Golvin, Deutsche Ausgabe 2019, Sonderausgabe 2021, by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt, wbg Philipp von Zadern, (Übersetzung von G. Lüscher, B. Lamerz-Beckschäfer), S. 64-73 / Griechische Mythologie, Verlag Michalis Toubis S. A., Athen, @1995, Sofia Souli, Übersetzung. H. E. Langenfass, S. 82-93, Bildnachweis: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/93/L%27Olympieion.jpg

 

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