SELGE

Selge war eine antike Stadt in der kleinasiatischen Region Pisidien beim heutigen Ort Altinkaya in der Türkei. Sie liegt ca. 110 km auf einer „Pistenstrecke“ von Aspendos entfernt. Selge besticht durch seine großartige, terrassenartige Lage im Köprülü-Nationalpark am Rande des Taurusgebirges im oberen Tal des antiken Flusses Eurymedon (heute: Köprü Cayi). Ein pistenartiger Weg nach Selge folgt dem genannten Fluss und überquert ihn auf halber Strecke mittels einer sehr gut erhaltenen, mit dem Pkw befahrbaren römischen Steinbogenbrücke in ca. 30 m Höhe. Interessant an Selge ist, dass die zum Teil sehr zerrüttete Ruinenstätte vom modernen Ort Altinkaya und von landwirtschaftlicher Nutzung auf den Terrassen durchsetzt ist. Ein sehr schönes Erlebnis war auch die Begegnung mit einzelnen Dorfbewohnerinnen, die in relativer Ruhe und Abgeschiedenheit leben. Touristen sind herzlich willkommen.

Der Überlieferung nach soll die Erstbesiedelung des Ortes Selge durch Griechen aus Sparta erfolgt sein. Belegt ist die Existenz erstmalig durch Münzenfunde aus dem 5. Jhd. v. Chr. Selge war durch Wein- und Olivenanbau auf der fruchtbaren Hochebene landwirtschaftlich geprägt.
Zudem wurde Holz exportiert und es wurden pharmazeutische Rohstoffe aus Pflanzen, wie der „Selgischen Schwertlilie“, gewonnen und das Kräuteröl „Segiticum“ hergestellt und vertrieben. In der griechischen bzw. hellenistischen Zeit trat Selge politisch kaum in Erscheinung, wobei es sich gegenüber seinen Nachbarn übergriffig gezeigt haben soll. Zur Stadt Aspendos, etwa 100 km entfernt, gab es gute Beziehungen. Mit A. d. G. verbündete sich die Stadt gegen die Stadt Termessos, allerdings ohne Erfolg. 218 v. Chr. kam es zu kriegerischen Auseinandersetzung mit der Stadt Pednelissos. In zwei Kriegen in den Jahren165 und 159 v. Chr. erwehrte sich Selge dem Zugriff des Pergamon-Reiches. Auch nach 133 v. Chr. bewahrte Selge seine Unabhängigkeit. Im Jahr 25 v. Chr. verlor Selge unter römischer Herrschaft seine Eigenständigkeit und wurde in die römischen Provinz Galatien integriert.

In der Geschichtsschreibung wird hervorgehoben, dass Selge vor der Herrschaft der Römer keiner anderen Macht untergeben war. Die römische Kaiserzeit war auch für Selge eine gute Phase der Stadtentwicklung. Etwa 20.000 sollen in dieser Zeit in Selge gelebt haben. Die römische Erweiterung des Theaters aus 10.000 Plätze kann als Beleg für eine hohe Bevölkerungszahl gelten. Im Jahr 339 n. Chr. wurde die Stadt erfolglos von den Goten belagert. In die seldschukische Epoche fällt der Niedergang der Stadt. Bis heute gibt es eine landwirtschaftliche Nutzung auf teilweise terrassierten Ackerflächen, einschl. Tierhaltung. Archäologisch sind die Ruinen der Stadtmauer, eines Theaters, eines Stadions, der oberen Agora mit kaum erkennbaren Säulenhallen sowie die Trümmer eines Gymnasions mit Mühe zu sehen. Das ursprünglich griechische Theater wurde im 2./3. Jhd. n. Chr. neu in römischer Art errichtet bzw. überbaut. und fasste danach mehr als 10.000 Zuschauer. Bei einem Erdbeben 1947 wurde das bis dahin sehr gut erhaltene Theater teilweise zerstört. Außerhalb der Stadtmauer lagen ein Aquädukt und Nekropolen. Artikel bei Wikipedia zu: SELGE

Literaturquellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 169, 197 / Dumont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke, S. 307 / Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, D.O.A. Klose, S. 609-611

 

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