EFLATUN PINAR | HETHITER-HEILIGTUM

Das spät-hethitische Quellheiligtum, Eflatun Pinar, befindet sich wenige Kilometer vom Beysehir-See, nahe der gleichnamigen Stadt, in der türkischen Provinz Konya. In dem Gebiet des Heiligtums sprudelt aus zwei Quellen Wasser, aus einer davon direkt in das Wasserbecken des Heiligtums, deshalb Quellheiligtum genannt. Das hethitische Wasserdenkmal verkörpert eine Hinterlassenschaft aus der Existenz des Hethiter-Reiches (siehe: nachfolgender Text zu den Hethitern).

Das Heiligtum, dessen Entstehung auf das Ende des 13 Jhd. v. Chr. datiert ist, tritt als ein großes Wasserbecken von 30 x 34 m in Erscheinung. Darin sprudelt die erwähnte Quelle, An der (sogenannten) Rückwand des Beckens steht ein aus 14 Steinen gefertigtes Monument, mit einer Breite von 7 m und einer Höhe von 4,2 m. Dargestellt sind in diesem steinernen Relief verschiedene Gottheiten der mythologischen Erzählung der Hethiter. Die unterste Reihe des Reliefs zeigt – wie bei hethitischen Götterdarstellungen oftmals anzutreffen – fünf Berggötter, die bei diesem Denkmal nur bei niedrigem Wasserstand erkennbar sind. Darüber ist ein Götterpaar (wahrscheinlich Hauptgöttin und Hauptgott) zu sehen, deren Identität nicht eindeutig geklärt ist. Eingerahmt ist dieses Paar von mehreren geflügelten vogelköpfigen Dämonen. Diese halten in ihren erhobenen Armen geflügelte Sonnenscheiben (frei zitiert nach den angegebenen Quellen). Obwohl die Geschichte des Heiligtums etwa 1000 Jahre vor dem antiken griechischen Philosophen Platon liegt, der es beschrieben hat, wird es – in der Übersetzung seines Namens – Eflatun Pinar genannt.

Im Jahr 2014 wurde das Denkmal als hethitischer Tempel des heiligen Wassers in die vorläufige Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen, wobei universelle Werte dafür entscheidend gewesen sein sollen. Das besondere Merkmal des Eflatun-Pınar-Wasserbeckens besteht darin, dass es eines der wenigen damaligen Wassersysteme ist, bei dem das fließende Wasser aus der Quelle in einem zentralen Becken gesammelt und bei Bedarf wirtschaftlich genutzt wird. Dieses Denkmal ist eines der seltenen Denkmäler, nicht nur wegen seines Aussehens, seiner Anordnung und Ikonographie, sondern auch hinsichtlich der bei seiner Errichtung zum Einsatz gelangten Handwerkskunst bzw. Kunstfertigkeit. Ein besonders Denkmal für die geschichtliche Epoche des Altertums. Es konnte seine Funktion bis heute bewahren. Am Randes des Wasserbeckens steht ein monumentaler Steinblock mit drei Stierskulpturen, der hier nur zufällig abgestellt wurde, aber möglicherweise einem anderen Standort zugedacht war.

Ein kleiner Exkurs zu den ‚Hethitern‘ im Angesicht ihres Heiligtums Eflatun Pinar: Die Hethiter waren ein kleinasiatisches Volk des Altertums. das seinen Ursprung als einziges Volk im antiken Kleinasien bzw. n der heutigen Türkei hatte. „Zum einzigen Mal hat ein in Anatolien ansässiges Volk fast die ganze kleinasiatische Halbinsel politisch und kulturell dominiert.“ Zum Reich der Hethiter gehörten weite Teile Anatoliens und zeitweise auch der Norden des heutigen Syrien. Hauptstadt des Reiches war überwiegend Ḫattuša, ca. 180 km nordöstlich von Ankara gelegen. Das hethitische Groß-Königreich war insbesondere im 2. Jahrtausend v. Chr. in der Region politisch und militärisch einflussreich. Die Geschichtsschreibung kennt das „Alte Reich“ (1600 – 1500 v. Chr.) das „Mittlere Reich“ (1500 – 1350 v. Chr., das „Großreich“ oder „Neues Reich“ (1350 – 1200 v. Chr.) und die Späthethiter (12. – 8. Jhd. V. Chr.). Aufgrund seiner Machtstellung im Kreis der damaligen Großmächte (u. a. Ägypten, Babylon) kam es auch zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit diesen Nachbarn. Dabei läutete die Schlacht bei Kadesch (Qades) im Jahr 1279 v. Chr. zwischen dem ägyptischen und dem hethitischen Reich – längerfristig betrachtet – eine „Politikwende“ in der Region ein. Fünf Jahre nach dem Ende dieses ergebnisoffenen Krieges wurde im Jahr 1274 v. Chr. der berühmt gewordene Friedensvertrag zwischen dem hethitischen Großkönig Hattusili und dem ägyptischen Pharao Ramses II. geschlossen. Der Frieden soll 100 Jahr Bestand gehabt haben. “Hierbei handelt es sich um den ältesten bekannten Friedensvertrag der Welt, von dem – als ein Symbol für den Frieden – eine Kopie im UNO-Gebäude in New York City zu sehen ist.“ (z. n. angegebener Quelle).

Religion und Religiosität spielten im Hethiter-Reich eine wichtige und wirksame Rolle. Alleiniger Herrscher in den Hethiter-Reichen war der jeweilige König bzw. Großkönig. Er war oberster Priester, oberster Richter, oberster Heerführer und oberster Entscheider in allen inneren und äußeren Staatsangelegenheiten. Der König bzw. Großkönig stand in enger geistig-religiöser Verbindung zu den Gottheiten der Hethiter. Der Titel des Königs lautete offiziell „Meine Sonne“, wobei er sich auch selbst so nannte. „Er stellt also (nach ägyptischem Vorbild) eine Verkörperung des Sonnengottes dar und ist dessen Schützling. Als Königssymbol dient folglich die ‚Flügelsonne‘. Freilich wird der lebende König niemals selber als Gott, sondern als Liebling des Gottes bezeichnet. Vergöttlicht wird er erst nach dem Tod“. (z. n. angegebener Quelle / Geschichte Kleinasiens in der Antike, S. 111). Den Hethitern des Großreiches wird eine „tiefe innere“ Religiosität in Gestalt ihres Götterglaubens nachgesagt. Es gab in der Großreichszeit eine Vielzahl an Gottheiten, u. a. den Sonnengott, die Sonnengöttin von Arinna, Wettergötter, Berggötter, lokale Gottheiten. Die Bilderwand vom Heiligtum Eflatun Pinar zeugt davon. Bemerkenswert erscheint, dass es in Sachen Religion einen erkennbaren Synkretismus gab, in dem alle übernommenen Kulte, auch die der eroberten Völker bzw. Reiche, weitergeführt wurden, sicher aus machtpolitischem Kalkül. DIe Verehrung der Götter fand in Tempeln oder in großen Magazinen/Gebäuden statt. Das Orakelwesen hatte auch bei den Hethitern einen bedeutenden Stellenwert mit Blick auf die Entscheidungen der Herrschenden. Die nachfolgenden Fotos entstanden auf einer individuell geführten Privatreise im April 2024. Wikipedia-Beiträge zu: HETHITER, GESCHICHTE DER HETHITER, EFLATUN PINAR und UNESCO

Quellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 116f., 98, 104ff., 132-135, / Dumont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke, S. 364 / Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, D. O. A. Klose, S. 441-442 / Metzler Lexikon Antike, Verlag J.B. Metzler (Stuttgart / Weimar), 2006, Hrsg. K. Broderson & B. Zimmermann, S. 246/47 – Bildnachweise: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Eflatunpinar/File:Eflatunpinar_Hitit_.jpg https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/77/Eflatunpinar2.jpg

 

LAGE UND ANFAHRT: