TARSUS

Tarsus ist eine Stadtgemeinde) im gleichnamigen Landkreis der Provinz Mersin an der östtlichen Mittelmeerküste von Kleinasien (heute: Türkei), ca. 30 km nordöstlich von der Großstadt Mersin. Am Golf von Iskenderun gelegen – pflegte Handelsbeziehungen zu den Phöniziern und Ägyptern und war in antiker Zeit ca. zwei bis drei Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt. Ein schiffbarer Fluss sicherte den Zugang zum Meer. Heute ist der Hafen verlandet. In der Antike war der Ort Kreuzpunkt mehrerer Fernhandelsrouten, unter anderem führte eine über bzw. durch die „Kilikische Pforte“ über das Tauros-Gebirge nach Zentralanatolien. Die älteste Besiedelung wird für das 4. Jahrtausend v. Chr. angenommen. Unter der hetitischen Herrschaft (etwa 2000 – 1210 v. Chr. entwickelte sich der Ort zu einem wichtigen Zentrum der antiken Region Kilikien. Der Weg über die „Kilikische Pforte“ hatte gleichsam hohe militärstrategische Bedeutung für die Eroberungsfeldzüge der jeweils Herrschenden. Um 1200 v. Chr. wurde Tarsus von den Seevölkern, zu denen mehrere Volksstämme in Kleinasien gezählt werden, zerstört. Danach wurde der Ort teilweise von Griechen – vielleicht aus Mykene – neu besiedelt. Nach einzelnen historischen Quellen könnte Tarsus eine phönizische Gründung gewesen sein. Es gibt aber auch andere Gründungserzählungen. Nach einer Phase der Herrschaft der Assyrer-Herrschaft folgte die der Babylonier. Die anschließende persische Oberhoheit über Kleinasien zwischen dem 6. und 4. Jhd. v. Chr. hinterließ – untersetzt durch spätere persische Mächte in der Region – bleibende, von orientalischer Kultur geprägte Spuren. Die Perser etablierten das System der Satrapien (Regierungs- und Verwaltungsbezirke) mit ihren jeweiligen Statthaltern. Tarsus war Residenzstadt einer Satrape.

A. d. G. besetzte Tarsus 333/34 v. Chr. In der durch ihn begründeten hellenistischen Epoche in der Zeit der Diadochen (Nachfolger von A. d. G.) kam es zu häufigen – z. T. kriegerisch ausgetragenen – Herrschaftswechseln, wovon auch Tarsus betroffen war. Unter den Seleukiden, die über Syrien und weite Teile Kleinasiens zwischen 312/11 – 64 v. Chr. (regional unterschiedlich) herrschten, erhielt die Stadt 171 v. Chr. den Namen Antiochia am Kydnos, unter der römischen Oberhoheit ab 66 v. Chr. trug sie den Namen Juliopolis zu Ehren von Gaius Iulius Caesar, dem sie während des römischen Bürgerkrieges. Er besuchte Tarsus im Jahr 47 v. Chr. Während der römischen Kaiserzeit erblühte die Stadt als wirtschaftliches Zentrum Kilikiens mit weitreichenden Handelsbeziehungen. Sie war in römischer Zeit Conventus-Stadt, in der der Statthalter (Provinzgouverneur) Gerichtstage abhielt. Das war in römischer Zeit ein durchaus wichtiger politischer Status einer Stadt. Kaiser Severus Alexander (regierte 222 – 235 n. Chr.), verlieh Tarsus das römische Stadtrecht, zuvor hatte es nur den Status einer „civitas libera“, Bereits zu Beginn des 3. Jhd. n. Chr, gab es Zeichen einer drohenden Staatskrise (auch „Reichskrise“ genannt), welche über ein halbes Jahrhundert andauerte.

Die persischen Sassaniden eroberten 259 n. Chr. auch Tarsus, das daraufhin in die Einflusssphäre der Königin Zenobia von Palmyra geriet. Der römische Kaiser Aurelian (regierte: 270 – 275 n. Chr.) gewann in einem Feldzug gegen Zenobia Tarsus für die Römer zurück. Bereits vor der „Reichskrise“ wurden in Kleinasien, so auch in Kilikien, mehrfach die Provinzstrukturen und deren Organisation verändert, worin auch Tarsus einbezogen war. Mit den Reformen von Kaiser Diokletian (regierte: 284 -305 n. Chr.) erholte sich das römische Staatswesen wieder. Durch die Teilung des römischen Reiches in West- und Ostrom kam die Stadt unter byzantinische Herrschaft Der oströmische Kaiser Julian wurde 363 n. Chr. in Tarsus beigesetzt. 614 n Chr. geriet Tarsus erneut unter persische Regierungsgewalt. Spätestens hier endete die antike Epoche in Kilikien und somit gleichsam für Tarsus. Unter religionsgeschichtlicher Betrachtung fällt Tarsus mit seinem ausgeprägten Synkretismus auf, in dem sich verschiedene Gottheiten bzw. Glaubensrichtungen durchdringen und zu einer vereinen.  Neben dem Mithraskult hatte das Judentum mit einer Diasporagemeinde einen festen Platz in der Stadt. Diese kann als „Keimzelle“ für die Entstehung der (ur)christlichen Gemeinde in Tarsus gesehen werden. Wesentlichen Anteil daran hatte der Apostel Paulus, der in Tarsus geboren wurde und seine Geburtsstadt auf seinen Missionsreisen besuchte. Der Apostel Paulus gilt in der Bibelgeschichte als Mitbegründer des (Ur)Christentums.

Bleibende historische Aufmerksamkeit erlangte Tarsus durch das Treffen von Kleopatra und Marc Anton im Jahr 41 v. Chr. Im Kampf um die Macht war Marc Anton im Jahr 31 v. Chr. seinem früheren Weggefährten und späteren Gegner, Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, unterlegen. Die bauliche antike Hinterlassenschaft in Tarsus ist kaum noch sichtbar. Im Zentrum der Stadt befindet sich das römische „Kleopatra-Tor“ Es soll an die Begegnung von Kleopatra und Marcus Antonius erinnern, entstand aber erst fünfhundert Jahre nach ihrer ersten Begegnung. Im Osten des Stadtzentrums befinden sich noch Ruinen aus der klassisch-griechischen Antike, u. a. eine Säulenstraße mit den anliegenden Gebäudefundamenten und die Ruine eines Bades. Während der christlichen Epoche entstanden in Tarsus mehrere Kirchen, die in islamischer Zeit zu Moscheen umgewandelt wurden. Zu ihnen gehört die dreischiffige Große Moschee (Uu Camii) mit einer angegliederten Medrese, Die ehemalige christliche Pauluskirche ist ein Denkmal. wobei religiöse Handlungen in ihr nicht stattfinden. Am Sankt-Paulus-Brunnen  (antiker Ziehbrunnen), soll angeblich das Geburtshaus des Apostels Paulus gestanden haben. Etwa 12 km nördlich von Tarsus ist ein Stück der Römerstraße „Via Tauri“ zu sehen, über der ein Torbogen steht. Die Fotos entstanden auf einer individuellen Reise im Herbste 2018. Artikel bei Wikipedia zu: TARSUS und PAULUS

Literaturquellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 124-126, 206-21. 256-211, 256, 365, 371.373, 377, 402, 422, 431 / Dumont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke, S. 28, 333, / Antike, Metzler Lexikon, Verlag J: B: Metzler, 2. Auflage, 2006, S. 390/91, 541, 543, 549 . Bildnachweise: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/Via_Taur_Turke.de, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8e/Roemerstrasse=de, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/Tarsus_Roman_Bath_in_2014

 

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