PERGE

Perge ist eine antike Stadt in Kleinasien, 14 Kilometer von der Südküste der heutigen Türkei und ca. 16 Kilometer nordöstlich von Antalya (antik Attaleia) beim Dorf Aksu gelegen. Die Siedlungsgeschichte des Ortes reicht bis ins 4. Jt. v. Chr. zurück, wobei auch Zeugnisse der Anwesenheit der Hethiter in dem Gebiet aus dem 1. Jt. v. Chr. gefunden wurden. Kaum belegt ist die angebliche Einwanderung von Griechen infolge des tatsächlichen oder fiktiven Trojanischen Krieges (13. oder 12. Jhd. v. Chr.). Dennoch gibt es die Legende, nach der zwei Teilnehmer am Trojanischen Krieg, die Seher Kalchas und Mopsos, die Gründer von Perge seien. Für den weiteren geschichtlichen Verlauf wird angenommen, dass die Siedlung zwischen dem 10. und 8. Jhd. v. Chr. engen Kontakt zu Zypern gehabt haben soll. Ab dem 7. Jhd. v. Chr. entwickelte sich Perge unter dem Einfluss von Rhodos zu einer griechisch geprägten Siedlung. In der klassisch-griechischen Zeit war Perge eine führende Kraft im Delisch-attischen Seebund. Es war ein Bündnis zwischen dem Stadtstaat Athen und Städten in Kleinasien, als Schutzkraft vor den kriegerischen Ambitionen der Perser.

Perge ergab sich 334 v. Chr. A. d. G. Die sehr unruhige Zeit der Diadochen-Reiche bescherte der Stadt im 3. Jhd. v. Chr. nach der ptolemäischen Oberhoheit die Herrschaft der Seleukiden. Es war für Perge eine relativ gute Zeit. Im Jahr 188 v. Chr. wurde Perge von den Römern eingenommen und im Zuge des Friedensschlusses von Apameia dem Pergamon-Reich zugeordnet, bis es 133 v. Chr. Teil der römischen Provinz Asia wurde. Allerdings waren die folgenden Jahrzehnte keine Glanzzeit für die Stadt, die von Kriegshandlungen der Römer – einschl. deren Plünderungen – sowie von Überfällen der Piraten geprägt war. Die Genannten konnten ihr Unwesen treiben, weil die römische Staatsmacht ihre Provinz Asia vernachlässigte. Das änderte sich als Perge 73 /74 n. Chr. Hauptstadt der neu geschaffenen römischen Provinz Lycia et Pamphylia wurde. Im 2. und 3. Jhd. n. Chr. erlebte Perge während der frühen und mittleren römischen Kaiserzeit ihre wirklich große Blüte, von der die Stadtanlage und deren Gebäude Zeugnis ablegen. Im 3. Jhd. führte sie sogar den römischen Titel „Metropolis“ und war damit der Stadt Side im Rang gleichgestellt, wenn es um Privilegien aus Rom ging. Perge war damit neben Side die wichtigste Stadt in der antiken Region Pamphylien.

Die vorhandenen Ruinen geben ein Bild von einer Stadtanlage der späthellenisch-römischen Zeit. Das antike römische Theater aus der 1. Hälfte des 2. Jhd. n. Chr. gehörte mit seinen 14.000 Plätzen zu den größten seiner Art. In der Nähe des Theaters befindet ein großes Stadion, ebenfalls aus dem 2. Jhd. n. Chr., das 15.000 Zuschauer aufnehmen konnte. Der Innenraum, auch „Rennbahn“ genannt, maß 34 x 234 Meter. Die Zuschauerränge wurden von 50 Tonnengewölben getragen. Der Kern der Stadt war von Mauern aus dem 3. Jhd. v. Chr. umgeben, die die Stadt vor äußeren Angriffen nach dem Tod A. d. G. schützen sollte. Durch das spätantike Südtor gelangt man ins Zentrum der Stadt. Ca. 90 Meter dahinter liegt das hellenistische Tor mit seinen zwei Rundtürmen. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine Thermenanlage. Die sich dem Tor anschließende Agora mit ihren korinthischen Säulenhallen und einer Säulen-Ringhalle stammt aus dem 4. Jhd. n. Chr. Dieser Rundtempel war der Glücksgöttin Tyche geweiht. Eine Kolonnadenstraße (Süd-Nord) führte in Richtung des Akropolishügels zum Hadrian-Nmyphaion. Diese Süd-Nord-Achse wurde von einer weiteren Kolonnadenstraße in Ost-West-Richtung gekreuzt. Dort befand sich ein Triumphbogen. In westlicher Richtung lagen eine große Palästra als Teil eines Gymnasions und weitere Bauten aus der Kaiserzeit.

Der Tafelberg im Norden der antiken Stadtanlage wird zuweilen als Akropolis bezeichnet, ein 90 m hohes und etwa 700 m breites Plateau. Es war in vorhellenistischer Zeit ein – von den Menschen – gut angenommener Siedlungsraum. In der byzantinischen Epoche (395 bis 1453 n. Chr.) konzentrierte sich das Leben der Bürger wieder auf den Akropolis-Hügel, wahrscheinlich aus Schutzgründen. Ab dem 7. Jhd. n. Chr. wurde der Ort infolge wiederkehrender Angriffe der Araber allmählich von seinen Bewohnern in Richtung Antalya verlassen. In seldschukischer Zeit (etwa 1040 bis 1194 n. Chr.) hatte Perge den Status eines Dorfes. Unter den in Perge verehrten Gottheiten nimmt Artemis Pergaia laut griechisch-mythologischer Erzählung den wichtigsten Platz ein. Sie war eine uralte einheimische Göttin. Ihr Kult war insbesondere in den antiken Regionen Pamphylien und in Pisidien weit verbreitet (in der römischen Mythologie: Diana Pergensis). Das Heiligtum der Artemis ist (wohl) noch nicht gefunden worden. Perge beheimatete eine der ältesten Gemeinden des Urchristentums, in der sich der Apostel Paulus mehrfach aufgehalten haben soll. Mehrere Basiliken in Perge deuten auf das aktive Wirken der Christen in spätantiker bzw. frühbyzantinischer Zeit hin. Weitere Artikel zu: PERGE, BYZANTINISCHES REICH, ARTEMIS und den SEHER KALCHAS UND MOPSOS

Literaturquellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. / Dumont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke, S. 49, 305-306, / Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, D.O.A. Klose, S. 590-595 / Antike, Metzler Lexikon, Verlag J: B: Metzler, 2. Auflage, 2006, S. 455 / Griechische Mythologie, Verlag Michalis Toubis S. 17 & 53, Athen, @1995, Sofia Souli, Übersetzung. H. E. Langenfass, S. 53, 64-68 – Bildnachweise: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/89/Perge_Arch_of_Hadrian_and_Hellenistic_Gate_in_2016_9495.jpg, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/72/Perge_Tor.jpg, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b9/Perge_theatre_cavea_in_2018_6067.jpg

 

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