PERGAMON

Pergamon (heute: Bergama) war eine antike griechische Stadt im Nordwesten Kleinasiens, der heutigen Türkei, etwa 80 km nördlich Izmir (antik: Smyrna). Der Ort lag bzw. liegt in einer Ebene des Flusses Kaikos in der antiken Landschaft Mysien. Zwischen den Flüssen Selinus und Ketios erhebt sich der Burgberg von Pergamon. (Anmerkung: Unser Besuch in Pergamon im Herbst 2016 fand unter dem außergewöhnlichen Umstand statt, dass die antike Stätte am Vormittag dieses Tages nur fünf Besucher verzeichnete – siehe Fotos.) Eine Besiedlung Pergamons lässt sich für die klassisch-griechische und vorhellenistische Zeit nachweisen, doch sind die archäologischen Funde gering. Das 4. Jhd. v. Chr. ist bereits als Siedlungsort gut belegt. Erstmals wird Pergamon in der Geschichtsschreibung für die Jahre 400/399 v. Chr. erwähnt. Im 4. Jhd. v. Chr. soll in Pergamon der Asklepios-Kult eingeführt worden sein. Pergamon war eingebettet in die politischen Entwicklungen Kleinasiens in dieser Zeit unter der sich wiederholenden Oberhoheit der Perser. Im Ergebnis der Feldzüge A. d. G. erlangte auch Pergamon im Jahr 334 v. Chr. seine Unabhängigkeit von der persischen Vorherrschaft. Es wurde Teil der hellenistischen Welt mit ihren wechselnden Herrschafts- und Machtverhältnissen und den damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen, vor allem die Kriege zwischen den Diadochen, den Nachfolgern A. d. G. und ihrer Reiche.

Die Dynastie der Attaliden hat in ihrem Pergamon-Reich von ca. 282/281 v. Chr. bis 133.v. Chr. (215 Jahre) geherrscht und erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Hellenismus gehabt. Zudem war es eine bemerkenswerte Herrscherfamilie. Zunächst entwickelte sich die Dynastie der Attaliden ab 282/281 unter der Oberhoheit des Seleukiden-Reiches. Wegbereiter der Dynastie war der Feldherr Philetairos. Durch eine zeitgemäße Politik, einschl. einer geschickten Familienpolitik, gewannen die Attaliden 261 v, Chr. unter Eumenes I. ihre Unabhängigkeit und Eigenständigkeit. Sein Großneffe Attalos I. führte 230 v. Chr. den Königstitel für den Herrscher des Pergamenischen Reiches ein. Die Hauptstadt war Pergamon. Im 3. und 2. Jhd. v. Chr. erstreckte sich das Reich über weite Teile des westlichen Kleinasiens. Unter den Königen Eumenes II. (regierte: 193 – 159 v. Chr.) und seinem Bruder Attalos II. (regierte: 159 – 138 v. Chr.) durchlebte Pergamon seine höchste antike Blütezeit. Die Dynastie der Attaliden war sehr kunst- und kulturbeflissen. Die Herrscher, insbesondere die königlichen Brüder, Eumens II. und Attalos II., waren sehr darum bemüht, mit Pergamon ein neues Athen aufzubauen. Auf dem Weg dorthin wurde die Stadt zu einem der bedeutendsten Kunst- und Kulturzentren des Hellenismus. Nach einer antiken Überlieferung wurde das nach Pergamon benannte Pergament in dieser Stadt erfunden. Nachweislich war Pergamon ein Zentrum der Pergamentproduktion.

Die Herrscher des Pergamon-Reiches waren gegenüber den Römern – mit einer Ausnahme – loyal und unterstützten sie sogar bei deren Kriegshandlungen, u. a. in den makedonischen Kriegen und im römisch-syrischen Krieg gegen die Seleukiden, deren Niederlage mit dem geschichtsträchtigen Frieden von Apameia (heute: Syrien) im Jahr 188 v. Chr. besiegelt wurde. Das pergamenische Reich erfuhr durch seine Unterstützung für Rom eine bedeutende Ausdehnung und erreichte damit den Höhepunkt seiner Macht. Zugleich musste es sich ständiger Angriffe seiner Nachbarn bzw. Gegner erwehren. Angesichts der zu dieser Zeit gegebenen machtpolitischen Optionen verschenkte der attalidische König Attalos III. (ohne Nachkommen) das Pergamonreich 133 v. Chr, testamentarisch an Rom. Die Römer konnten den ihnen zugefallenen Besitz aber erst 129 v. Chr. für sich realisieren. Sie etablierten im ehemaligen Königreich Pergamon die römische Provinz Asia. Die folgenden Jahre waren wiederkehrend durch Kriege gekennzeichnet. Im Jahr 88 v. Chr. erkor der pontische König Mithridates VI. im ersten Mithridatischen Krieg gegen Rom die Stadt zu seinem Hauptquartier. Dadurch verlor die Stadt alle römischen Privilegien. Dessen ungeachtet blieb Pergamon sehr berühmt und geachtet. Das ermöglichte es der pergamenischen Obrigkeit ihren Einfluss in Rom geltend zu machen, worauf sich das Verhältnis zwischen Pergamon und Rom wieder entspannte. Unter dem römischen Kaiser Augustus (regierte: 27 v. Chr. – 14 n. Chr.) wurde im Jahr 29 v. Chr. in Pergamon der erste Kaiserkult-Tempel für Roma (Dea Roma) und Augustus in der Provinz Asia eingerichtet. Die ihm folgenden Kaiser Trajan (regierte: 98 – 117 n. Chr.) und Hadrian (regierte: 117 – 138 n. Chr.) förderten im 1./2. Jhd. n. Chr. die Entwicklung Pergamons gesellschaftspolitisch und strukturell. In der Mitte des 2. Jhd. lebten in dem Ort ca. 200 000 Einwohner. Zu Beginn des 3. Jhd. n. Chr. setzte der langsame Niedergang der Stadt ein, der in der Spätantike zunächst aufgehalten wurde.

In den Mythen der vorgriechischen und klassisch-griechischen Zeit spielte Pergamon keine Rolle. Erst die Dynastie der Attaliden vermochte es, „trickreich“ Pergamon im trojanisch-homerischen Sagenkreis zu verankern. (siehe: Kleiner Fries des Pergamonaltars). Für die Attaliden schien es aber wichtiger zu sein, in ihrer mythischen Abstammungsgeschichte die Verbindung zu Herakles zu untersetzen. Neben den anderen hellenistischen Diadochenreichen war auch die attalidische Dynastie bestrebt, durch ihre selbst entworfene Aneignung des Herakles-Mythos ihre Legitimation durch göttliche Abstammung zu festigen und ihr Prestige zu erhöhen. Die Bebauung Pergamons erhebt sich zu Füßen, an den Hängen und auf dem Plateau des Burgberges (Akropolis), deren Kern aus einem etwa 335 Meter hohen, tafelförmigen Massiv besteht. Der Burgberg fällt nach Norden, Osten und Westen sehr steil ab, nach Süden über drei natürliche Absätze bis zur Ebene. Die Topografie des Standortes erklärt die besondere terrassenförmige Anlage bzw. Bebauung der Stadt. Diese Hanglage erforderte eine serpentinenförmige Straßenführung. Unter den Attaliden konzentrierte sich das städtische Leben Pergamons auf die Akropolis. Die „Obere Agora“ beherbergte vor allem Handelseinrichtungen. Der vermutlich dem Zeus und der Athena geweihte Pergamonaltar stand ebenfalls dort. Die Reste des Pergamon-Frieses sind im Pergamon-Museum zu Berlin ausgestellt. Auf dem Burgberg befand sich das Gebiet für den Herrscherkult. Aus römischer Zeit ist das dem Kaiser Trajan geweihte Traianeum beachtenswert. Die „Untere Agora“ wurde vermutlich zwischen 190 und 160 v. Chr. angelegt, sie blieb fast unverändert.

Pergamon verfügte über zahlreiche Heiligtümer und Tempel, u. a. das Athena-Heiligtum, den Dionysos-Tempel, die Heiligtümer der Demeter und der Hera sowie das 3 Kilometer entfernt gelegene weiträumige Asklepios-Heiligtum. Am Südhang der Akropolis befindet sich das im 2. Jhd. v. Chr. errichtete (antike) Gymnasion. An den Gymnasion-Terrassen lag ein Palästra-Komplex. Unterhalb des Akropolishügels gibt es im Stadtgebiet von Bergama ein unter Kaiser Hadrian gebautes Heiligtum, das heute „Rote Halle“ genannt wird. Es soll ein Tempel der ägyptischen Götter gewesen sein, vielleicht auch ein Ort des römischen Kaiserkults. Das Hauptgebäude war ein großer mit Marmor verkleideter Backsteinbau. Seitlich des Hauptgebäudes stehen zwei überkuppelte Rundbauten und die Reste einer Tempelanlage, die vermutlich ebenfalls kultischen Zwecken dienten. In byzantinischer Zeit wurde in den Tempel eine dreischiffige Basilika eingebaut. Unter dem Vorplatz der „Roten Halle“ im Stadtzentrum von Bergama fließt, durch eine Brücke überbaut, der Fluss Selinus (heute Bergama Çayı). Mit ihrer Länge von ca. 200 Metern gilt sie als eine der größten Flussbrücken der Antike (Bauherr war Kaiser Hadrian).

Der Asklepioskult wurde in Pergamon bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. eingerichtet Unter der Dynastie der Attaliden wurde er zum Staatskult erhoben. Ausdruck dessen ist das weiträumige Asklepion.. Das heutige Gesicht des Asklepiion ist beruht auf der Gestaltung unter dem römischen Kaiser Antoninus Pius (regierte:138 – 161 n.Chr.). Das römische Heiligtum war ein von Gebäuden und Hallen umgebener Platz, dem ein großer Vorhof und ein Propylon vorgelagert waren. Am Rande des Hofareals befand sich der römische Tempel für Asklepios Soter oder Zeus Soter Asklepios. Der Bau ist eine kleinere Nachbildung des Pantheons in Rom. Ein Rundbau diente wohl dem Kurbetrieb und war durch einen rund 80 Meter langen unterirdischen Gang mit dem Kultzentrum der Anlage, der heiligen, radioaktiven Quelle, verbunden. Süd-, West- und Nordseite der Hofanlage waren von Säulenhallen gesäumt, nördlich der Nordhalle und in deren westlichem Bereich lag ein römisches Theater, das mit seinen 29 Marmorsitzreihen konnte rund 3500 Zuschauer aufnehmen. Pergamon verkörpert in besonderer Weise das hellenistische Kleinasien. Seine Bau- und Kunstwerke stehen für ein erfolgreiche Kultur- und Machtpolitik – insbesondere der attalidischen Dynastie – bei gleichzeitiger Integration orientalisch-asiatischer Kultur und Lebensweise in den Westteil Kleinasiens, nahe Europa. Die gezeigten Fotos entstanden auf Reisen in den Jahren 2000, 2012 und 2016. Wikipedia Beiträge zu PERGAMON, ASKLEPIOS, ASKLEPION und den ATTALIDEN

Literaturquellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 238-258, 276, 280-289, 294-318, 319-326, 351, 375, 397, 425, 552,588-590 / Dumont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke, S. 28, 192, 207 / Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, D.O.A. Klose, S. 579-590 / Antike, Metzler Lexikon, Verlag J: B: Metzler, 2. Auflage, 2006, S. 454-455 // Die Römischen Kaiser Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S. 16-25, 90-97, 98-105 / Griechische Mythologie, Verlag Michalis Toubis S. 17 & 53, Athen, @1995, Sofia Souli, Übersetzung. H. E. Langenfass, S. 53, 64-68. Bildnachweise: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/Berlin_-_Pergamonmuseum_-_Altar_01.jpg, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ commons/c/c7/Pergamon_%285635063150%29.jpg, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/69/Pergamon_bridge.jpg?uselang=de, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm ons /7/75/Bergama_Asklepionu-Kutsal_.jpg

 

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