PRIENE

Priene war eine antike Stadt auf der gebirgigen Halbinsel Mykale nördlich von Milet im damaligen Kleinasien im Westen der heutigen Türkei, in der Provinz Aydin, beim heutigen Ort Güllübahçe. Über die Ursprünge der Stadt ist wenig bekannt. Priene war Mitglied des im 8. Jhd. v. Chr. gegründeten Ionischen Städtebundes, ein Zusammenschluss von 12 ionischen Städten an der Westküste Kleinasiens mit kultischen und politischen Ansprüchen. Schriftlich erwähnt wurde die Stadt erstmals im 7. Jhd. v. Chr. Zu dieser Zeit gab es wiederkehrende Auseinandersetzungen mit den Nachbarn um das fruchtbare Land der Mykale, die in unterschiedlicher Weise bis zum Ende des 2. Jhd. v. Chr. andauerten. Um 645 geriet Priene unter die Oberherrschaft des lydischen Reiches, welches 545 v. Chr. vom Persischen Reich angegriffen wurde. Priene beteiligte sich 494 v. Chr. im Rahmen des Ionischen Aufstandes (501 – 494 v. Chr.) gegen die persische Herrschaft mit zwölf Schiffen an der Seeschlacht bei der griechischen Insel Lade. Diese endete mit dem Sieg der Perser und der Zerstörung der am Krieg beteiligten ionisch-griechischen Städte. Trotz des späteren Sieges der Griechen über die Perser dauerte die Erholungsphase für Priene längere Zeit. Im Jahr 387 v. Chr. wurde Priene im Rahmen des „Königsfriedens“ von Sardes zwischen Sparta, weiteren griechischen Poleis und den Persern – gemeinsam mit anderen ionischen Städten – wieder dem Persischen Reich zugeordnet.

In der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. kam es zur Neugründung von Priene am Südhang des Gebirges auf der Halbinsel Mykale. Einbezogen in das Stadtgebiet wurde der 300 m hohe Felsen, der zur Akropolis der Stadt aufgewertet wurde. Priene gehörte zu den hellenistischen Flächenstaaten der Seleukiden und nach 246 für kurze Zeit zum Reich der Ptolemäer, bis es mit dem Sieg der Römer über die Seleukiden 190 v. Chr. in den Machtbereich Roms gelangte, als Vasallenstaat mit einer gewissen Autonomie. Gegen Mitte des 2. Jhd. v. Chr. kam es wegen eines unermesslichen Geldschatzes, der in Priene verwahrt wurde, zum Streit um die Rückgabe desselben an den Eigentümer aus Kappadokien. Erst das Eingreifen der Römer beendete diese Auseinandersetzungen, in die auch Pergamon verstrickt war. Die Mithridatischen Kriege (89–65 v. Chr.) zwischen der römischen Republik und persischen König Mithridates V. von Pontos führten zum wirtschaftlichen Abschwung für die Städte der Region. Zum Ende der römischen Republik und beginnenden Kaiserzeit festigte Rom seine Macht in der Provinz Asia und es kam zu einer gewissen Erholung auch für Priene, die mit der Fertigstellung des Athena-Tempels unter Kaiser Augustus ihren Ausdruck fand. Durch Verlandung von Teilen des Mäander-Deltas entfernte sich die Küstenlinie von Priene, wodurch Priene mit seinem Hafen an Bedeutung verlor. Bei der Teilung des Römischen Reiches kam Kleinasien – und damit auch Priene – zum oströmischen Reich, das als byzantinisches Reich bis 1453 existierte. Mit der Eroberung durch die Türken gegen 1300 endet Prienes Geschichte.

Priene verkörpert das Ideal bzw. Musterbeispiel griechisch-spätklassischer und hellenistischerer Stadtplanung bzw. Städtebaus, einschl. der Wohnarchitektur, einer mittelgroßen Stadt (Polis), deren Einwohnerzahl zu griechisch-hellenistischer Zeit auf etwa 5000 Bürger geschätzt wird. In die Stadt führten drei Tore, eines davon über eine Treppe. Die Stadt hatte das rechtwinklige, hippodamische Straßenmuster. Die von Norden nach Süden führenden Straßen waren überwiegend „Treppenstraßen“, mit denen die hohe Steigung in der Stadtanlage ausgeglichen wurde, wodurch diese Straßen aber nicht befahrbar waren. Die Agora, der öffentliche Markt- und Versammlungsplatz, lag in der Mitte der Stadt. Der südliche Teil des Platzes war auf drei Seiten von einer umlaufenden Säulenhalle dorischer Ordnung umgeben. Den Nordrand der Agora bildete ebenfalls eine Säulenhalle, die in der Mitte des 2. Jhd. v. Chr. durch einen zweischiffigen Neubau in eine Heilige Stoa (Halle) dorischer und ionischer Ordnung umgestaltet wurde. In der Mitte des Platzes befinden sich Fundament-Reste eines Altars. Über die gesamte Platzfläche hinweg gibt es zahlreiche weitere Fundamente kleinerer Exedren, Denkmäler und Statuen. Die Agora war auch der Ort der Versammlungs- und Verwaltungsgebäude der Stadt, das Bouleuterion und das Prytaneion. Östlich der Agora liegt das Heiligtum des Asklepios mit den Resten eines kleinen Tempels aus dem 2. Jhd. v. Chr.

Der herausragende Bau der neuen Stadt war der Athena-Tempel, dessen Erbauung von der zweiten Hälfte des 4. Jhd. v. Chr. bis zur frühen Kaiserzeit des Augustus andauerte. Im diesem Tempel wurden Dea Roma und Kaiser Augustus kultisch verehrt. Der Tempelbau wurde von jungen A. d. G. unterstützt, als er sich auf seinem Eroberungsfeldzug gegen das Perserreich 334 v. Chr. in Ionien, wohl auch in Priene, aufhielt. Der Tempel war ein Peripteros mit 6 × 11 Säulen. Das Theater in Priene zeichnet sich durch seine gut bewahrte hellenistische Form aus. Eine Besonderheit sind die fünf Marmorsessel rings um die Orchestra, die für Vertreter der Obrigkeit bestimmt waren. Das Theater bot ca. 6500 Besuchern Platz, d. h. für alle Bürger der Stadt. Es gab im Theater einen Altar für den Gott Dionysos, aus dessen Kult das Theaterspiel der Antike hervorging. Das Bühnenhaus (Skene) verfügt über eine von Halbsäulen getragene Vorhalle (Proskenion). Belegt ist, dass das Theater sowohl für Theateraufführungen als auch für Bürgerversammlungen genutzt wurde. Die Bilder zu PRIENE entstanden auf individuell – geführten – Reisen in den Jahren 2012 und 2022. Artikel bei Wikipedia zu: PRIENE, MITHRiDATES, SELEUKIDEN und DEA ROMA

Literaturquellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 238-258, 276, 280-289, 294-318, 319-326, 351, 375, 397, 425, 552,588-590 / Dumont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke, S. 28, 192, 245 / Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, D.O.A. Klose, S. 599-604 – Bildnachweise: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bc/Priene_03.jpg

 

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