EGNAZIA | GNATHIA

Egnazia / Gnathia (auch Egnatia) war eine antike Hafenstadt in der süditalienischen Region Apulien zwischen den Städten Bari und Brindisi an der Adria. Da Egnazia seit der Zerstörung im Jahr 545 n. Chr. kein besiedelter Ort mehr ist, gehört das antkike Egnazia / Gnathia heute zur Stadt Fasano. Im 4./3. Jhd. v. Chr. wurde der bereits seit der Bronzezeit (15. – 12. Jhd. v. Chr.) besiedelte Ort zu einer Stadt ausgebaut. Seine Blütezeit erlebte Egnazia / Gnathia vor allem während der frühen römischen Kaiserzeit, als es an der Via Minucia, einer Straße, die nach Brundisium (Brindisi) führte, lag Brundisium war bekanntlich der Fährhafen für die Überfahrt nach Griechenland.

Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass Gnatha / Egnazi in die geschichtliche Entwicklung Süditaliens eingebettet war. Zeitzeugen des antiken Gnathia / Egnazia sind u. a. der griechische Geograph Strabo am Ende des 1. Jhd. v. Chr. und der römische Dichter Horaz im Jahr 38. v. Chr. auf seiner Reise von Rom nach Brundisium. Etwa 291 v. Chr. war die Via Appia von Capua bis Venusia verlängert worden und ab 190 v. Chr. über Tarent bis Brundisium weitergeführt worden. Der römische Kaiser Trajan Kaiser (regierte: 98 – 117 n. Chr.) ließ um 114 n. Chr. eine weitere Straße von Beneventum über Bari nach Brundisium. Sie wird in der Geschichtsschreibung nach ihm als Via Traiana benannt. Dieser „Seitenzweig“ der Via Appia (Antica) verkürzte die Reisezeit von Capua nach Brundisium um ein bis zwei Tage, was dementsprechend für die gesamte Strecke von Rom bis Brundisium galt, von ursprünglich 14 Tage Reisezeit auf zwölf. Für das Handelsgeschehen, vor allem aber für die Bewegungen der römischen Heere war das durchaus eine Verbesserung. Da die Via Traiana direkt durch die Stadt Gnathia / Egnazia verlief, zog die Stadt daraus wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Nutzen. Es war eine Phase intensiver, römischer Bautätigkeit.

Die Errichtung des Marktes bzw. Forums, der Bau des Amphitheaters, die Ertüchtigung des Hafens sowie die Entstehung bzw. Erweiterung der Thermenanlage sind äußerer Ausdruck dieser „Blütezeit“. Zerstört wurde die Stadt von den Ostgoten im Jahre 545; die Einwohner verließen die Stadt, die nicht wieder als solche aufgebaut und demzufolge auch nicht wieder nennenswert besiedelt wurde. An antiken, baulichen Zeugen können u. a. die Reste der Stadtmauer und die griechische Akropolis, die zum Zeitpunkt des Besuches geschlossen war, genannt werden. Ein Gebiet zwischen der Mauer entlang des Akropolis-Hügels und der Via Traiana ist geprägt von römischen „Monumentalbauten“, dem großen römischen Markt, zuweilen auch als Forum benannt, dem „Amphitheater“, der früchristlichen Süd-Basilika und dem Heiligtum für „orientalische“ Gottheiten. Das Heiligtum bzw. die Kultstätte (Sacellum) für die Verehrung orientalischer Gottheiten und das sogenannte Amphitheater stehen wohl in einer kultischen Verbindung zueinander, da im „Amphitheater“ die Aufführungen der kultischen Handlungen stattgefunden haben sollen. Die Gottheiten, die in Egnazia / Gnathia mit einem Heiligtum (Kultstätte) verehrt wurden, sind laut der mythologischen Erzählung Kybele („Große Mutter“ / „Magna Mater“) und ihr Geliebter, der schöne Jüngling Attis, Diesen soll Kybele nach einigen Wirrnissen (um ihn herum) in der betreffenden Götterwelt wieder zum Leben erweckt haben. Ihren göttlichen Ursprung hat Kybele in Phrygien, d. h. in der phrygischen Mythologie. Phrygien war in antiker Zeit ein Gebiet in Kleinasien, was die Begrifflichkeit „orientalische Gottheiten“ u. a. für Kybele und Attis hervorgebracht haben könnte. Der göttliche Kybele- und Attis-Kult (letzterer: Attideo bezeichnet) breitete über die Jahrhunderte vom kleinasiatischen Phrygien über das klassische und hellenistische Griechenland bis in das römische Reich als Mysterienkult aus. Insoweit ist das Heiligtum / Sacellum in Egnatia erwähnenswert.

Auf der nördlichen Seite der Via Traiana liegt das ausgedehnte Gebiet intensiver Wohn- und Geschäftsbebauung sowie mit Werkstätten. In diesem Gebiet befindet sich auch die episkopale Basilika (Bischofsbasilika). Am westlichen „Ende“ der Ausgrabungsstätte führt die Via Traiana zur bzw. mitten durch die Thermenanlage von Egnazia. Dieses Bad ist mit allen typischen Elementen, sprich Räumen und Anlagen, eines römischen Bades ausgestattet. Sehr gut erhalten sind z. B. die Heißluftkanäle im Dampfbad. Es ist ein eher kleines, dafür aber „feines“ Bad. Die fast zwei Kilometer lange Mauer, die die Stadt auf einer Fäche von 140 Hektar umschließt, könnte im 5. Jhd. v. Chr. entstanden sein. Die zivile Basilika war ein öffentliches Gebäude für Versammlungen, für Rechts- und Amtsgeschäfte. Ihre Entstehung wird auf die Zeit des Kaiser Augustus datiert (regierte: 31 v. Chr. – 14 n. Chr.). Im 3./ 4. Jhd. n. Chr. wurde sie in eine christliche Kirche umgewandelt. In einem gepflasterten Saal der Basilika befand sich das Mosaik der „Drei Grazien“, heute im Museum in Egnazia zu sehen.

Ein interessantes Phänomen des antiken Egnazia‘s ist der Umstand, dass sich direkt neben dem Bad eine Anlage zur Herstellung von Kalk (Kalk-Brennen, Mörtelproduktion) und zum Brennen von Ton für die Herstellung der berühmten Gnathia-Keramik befindet. Der Zusammenhang zwischen dem Bad und den genannten Anlagen darf wohl darin gesehen werden, dass die zum Kalk- und Ton-Brennen erzeugte Wärme zugleich für die Erzeugung der heißen Luft, bzw. der heißen Dämpfe für das Betreiben des Bades im Sinne einer „nachhaltigen“ Nutzung eingesetzt wurde. Die Keramik von Gnathia verkörpert einen besonderen Stil der griechischen Vasenmalerei. Wikipedia-Artikel zu: GNATHIA

Ergänzung zum Quellen-Nachweis Via Appia Antica – Information: :Römische Thermen und antikes Badewesen, E. Brödner, @2011 by WBG, 3. Auflage, u. a. S. 96 ff Bild-nachweis: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/20/Via_Appia_map.jpg, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d2/Egnazia_from_the_sky.jpg, https://upload. wikimedia.org/ wikipedia/commons/5/57/Le_Tre_Grazie%2C_III-IV_sec._d.C.%2C_Museo_di_Egnazia_FG1.jpg?uselang=de

 

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