PAESTUM | POSEIDONIA

Der Ort Paestum liegt in einer Ebene etwa 35 km südlich von Salerno. Er wurde 2 km von der Mittelmeerküste entfernt angelegt. Die Ausgrabungsstätte liegt auf einer Terrasse aus Travertinstein. Die Stadt wurde unter dem Namen Poseidonia um 600 v. Chr. von griechischen Kolonisten gegründet. Landwirtschaftliche Produktion auf fruchtbaren Böden und davon ausgehender Handel brachten dem Ort im 6. und 5. Jhd. v. Chr. Wohlstand, der sich u. a. im Bau großer klassisch-griechischer Tempel widerspiegelte. Eine griechische Agora, ein rechtwinkliges Straßennetz und eine 4750 m lange Stadtmauer wurden angelegt, die im Verlaufe ihrer Existenz immer wieder verändert wurde. Durch Quellen belegt ist aus dieser Entwicklungsepoche nur, dass ein Einwohner der Stadt namens Parmenides im Jahr 468 v. Chr. Olympiasieger wurde. Es kann davon ausgegangen werde, dass die genannten Jahrhunderte eine Blütezeit der Stadt waren.

Um 400 v. Chr. eroberten die Lukaner, ein expansiv agierendes italisches Volk, Paestum. Für die Folgezeit wird in der Literatur eine Verschmelzung der Kultur der griechischen Kolonisten mit einheimischen Kulturen angenommen. Bereits zu dieser Zeit wurden durch die Stadt Bronze-Münzen nach dem Nominalsystem der Römischen Republik geprägt. In den Jahren 334 – 331 v. Chr. wurde Poseidonia wahrscheinlich von den Truppen A. d. G, belagert. Es folgten auch für diese Stadt unruhige und wechselvolle Jahre in unterschiedlichen Bündnissen. Die Römer übernahmen 274 /273 v. Chr. die Herrschaft über Kampanien und etablierten hier die latinische Kolonie Paestum. Zunächst durfte Paestum als einzige griechische Stadt in Unteritalien seine Bronze-Münzen weiterprägen. Paestum wurde nach dem Bundesgenossenkrieg (91 – 89 v. Chr.), in dem italische Städte für den Erhalt des Römischen Bürgerrechts gegen die römische Republik kämpften, zum municipium und erhielt damit das Römische Bürgerrecht. Während des Sklavenaufstandes unter ihrem Anführer Spartacus in den Jahren 74 – 71 n. Chr. war Paestum auch Ort der Auseinandersetzungen zwischen den aufständischen Sklaven und den römischen Truppen. Während der frühen Kaiserzeit unter Augustus (31 v. Chr. bis 14 n. Chr.) erblühte Paestum nochmals. Kaiser Tiberius hob während seiner Regierungszeit (14 – 37 n. Chr.) das Münzrecht der Stadt auf. Ab diesem Zeitpunkt verlor Paestum an Wohlstand und Bedeutung. Etwa ab dem 5. Jhd. n. Chr. begann die langsame Versandung und Versumpfung des Gebietes. Immer mehr Bewohner verließen den Ort. Die Tempelanlage wurde im Laufe der Jahrhunderte vergessen, was eine mögliche Erklärung für den relativ guten Erhaltungszustand der Tempel sein könnte; es gab keinen nennenswerten Raubbau an den Gebäuden.
In der Renaissancezeit begann die Wiederentdeckung Paestums durch die Befassung mit den Schriften, u. a. von Vergil und Ovid. Die ersten Darstellungen, die die Tempel und andere öffentliche Gebäude bzw. Einrichtungen zeigen, gab es ab 1752.

Paestum kann bedeutende Baudenkmäler vor allem aus klassisch-griechischer Zeit aufweisen. Besondere Bedeutung kommt den drei großen dorischen Tempeln zu, von denen jeder für sich die Epoche des dorischen Baustils verkörpert. Der Hera-Tempel, entstand etwa 540 v. Chr., war einer der größten klassisch-griechischen Steintempel. Das Denkmal wird zuweilen auch Basilika genannt. Der Tempel der Athena  wurde um 510 v. Chr. erbaut. An ihm ist besonders auffällig, dass dieser eigentlich dorische Tempel einige Stilelemente ionischer Art aufweist, womit sich der Übergang zur ionischen Bauweise andeutet, u. a. an der Ausschmückung einiger Architravsteine. Der Tempel des Poseidon (Hauptgott von Paestum), der um 450 v. Chr. entstanden ist, ähnelt in seiner grandiosen Architektur dem Zeustempel von Olympia, der vor dem Poseidon-Tempel in Paestum entstanden sein soll. Beeindruckend wirken die doppelstöckigen Säulenreihen im Tempelinneren.

Erhalten und durchaus sehenswert sind auch öffentliche Gebäude aus der Römerzeit, u. a. die eine Hälfte des durch Straßenbau zerteilten Amphitheaters, das Comitium als Ort der Bürgerversammlung, die Curia sowie das Macellum. Das Archäologische Nationalmuseum Paestum beherbergt neben bedeutenden Objekten aus der griechischen Epoche in Unteritalien, z. B. ein Teilstück des Metopen-Triglyphen-Fries’ vom Athena-Tempel. Bilder auf den bemalten Grabplatten aus dem Grab des Turmspringers (Grab des Tauchers), die den Übergang vom Leben in das Totenreich als Sprung in das Wasser ausdrücken sollen, oder zeigen Ausschnitte von einem antiken Symposion. Die Fotos entstanden auf einer Reise im Jahr 2018. Wikipedia Beiträge zu PAESTUM/POSEIDONIA, DORISCHE ORDNUNG und MUNICIPIUM

Quellen: Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, F. Busse, S. 137-141 / Die Römischen Kaiser, Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S.14./ / Metropolen der Antike, Jean-Claude Golvin, Deutsche Ausgabe 2019, Sonderausgabe 2021, by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt, wbg Philipp von Zadern, (Übersetzung von G. Lüscher, B. Lamerz-Beckschäfer), S. 127-128 / DUMONT Reisehandbuch Süditalien, J. Christoph, Dumont Reiseverlag (Otfildern), 3.Auflage 2017, S..203-207 / Metzler Lexikon Antike, Verlag J. B. Metzler, 2. Auflage (Hrsg.: K. Broderson, B. Zimmerman), S. 438 / Römische Geschichte, Kaiserzeit 1 & II, W. Seyfarth,, Akademie-Verlag Berlin, 3. Auflage, S. 181 – Bildnachweis: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/38/Visione_aerea_da_mongolfiera_dei_templi_di_Era_e_Poseidone.JPG

 

 

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