ANEMURION | ANAMUR

Anemurion (heute Eski Anamur), war eine antike Siedlung in Kilikien (Kilikia Tracheia) unweit der heutigen Stadt Anamur in der südtürkischen Provinz Mersin. Das Kap Anemurion liegt am südlichsten Punkt Kleinasiens. Anemourion wird erstmals im 4. Jhd. v. Chr. als Hafenstandort urkundlich erwähnt, wobei frühere Besiedlungen wahrscheinlich erscheinen. 52 n. Chr. wurde Anemurion von einem Stamm kilikischer Bergvölker (Kietai) belagert. Nach einem vergeblichen ersten Versuch der Römer, die Angreifer zu vertreiben, gelang dies erst König Antiochos IV. von Kommagene, der sie besiegte.
 
Die Blütezeit der Stadt war die römische Kaiserzeit, bis sie 260 n. Chr. durch das Reich der Sassaniden okkupiert wurde. Interessant ist, dass bis dahin regelmäßig Bronzemünzen als Kleingeld für den lokalen Bedarf geprägt wurden, was als römische Provinzialprägungen bezeichnet wird und im römischen Kleinasien wegen seiner territorialen Zerstreutheit durchaus weit verbreitet war. Bis zu 20.000 Einwohner sollen damals in der Stadt gelebt haben. Unweit der Stadt (südwestlich der heutigen Stadt Anamur) legten die Römer einen Flottenstützpunkt an, von dem aus sie die Schifffahrt an diesem Teil der Mittelmeerküste kontrollierten. Die Wasserversorgung der Stadt erfolgte von einem zehn Kilometer entfernt angelegten Stausee, von dem aus das Wasser über Kanäle in die Stadt geleitet wurde. Diese Bewässerungssysteme dienen noch heute der Landwirtschaft.

Nach der Neuordnung des römischen Reiches durch Kaiser Diokletian (Kaiser: 284 -305 n. Chr.) gehörte die Stadt zur Provinz Isauria. Zum Ende des 4. Jhd. n. Chr. wurden große Teile der Stadt durch neue Mauern geschützt; im 5. Jhd. durchlebte die Stadt erneut eine gute Zeit, die bereits eine kirchliche Prägung annahm, was die Kirchenbauten andeuten. Ab dem 7. Jhd. verlor die Stadt an Bedeutung, weil sich der Handel zur See an die fortwährend wechselnden Herrschaftsverhältnisse anpasste, was letztendlich zu langsamen Aufgabe der Stadt führte.

Anemurion besteht aus einer befestigten Oberstadt auf dem Kap Anamur mit einer Zitadelle aus nach-antiker Zeit. Das Grabungsgelände der Unterstadt wird heute an der sehr ausgedehnten Nekropole mit zum Teil zweistöckigen Grabbauten, betreten. In der Nekropole befinden sich etwa 350 Gräber aus dem 1. bis 4. Jhd. n. Chr. Das Gelände der Nekropole wirkt eindrucksvoll.

Darüber hinaus sind in der unteren Stadt Reste eines Theaters für etwa 1.500 Zuschauer zu besichtigen. Desweitern sind ein Odeon (oder Bouleuterion) mit etwa 900 Plätzen, drei Bäder und Reste einer Säulenstraße wahrnehmbar. In einem der Bäder ist noch die Anlage zur Wasserversorgung zu erkennen; es gibt ein Warmwasserbecken, welches durch ein Feuer unter dem Steinbecken erhitzt wurde. Die nachfolgenden Bilder entstanden auf einer individuell geführten Reise im Jahr 2018. Artikel bei Wikipedia zu: ANEMURION und ANAMUR

Quellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 61, 285, 412 / Dumont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke (V. Ohl & W. Dorn), S. 324/25 / Die Römischen Kaiser, Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S.198 ff.

 

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