HERCULANEUM | ERCOLANO

Herculaneum  war eine antike Stadt am Golf von Neapel, die durch den Ausbruch des Vulkans Vesuv im Oktober 79 n. Chr. zerstört wurde. Der heutige Ort am selben Platz heißt Ercolano. Der Mythos um das antike Herculaneum ist von Dionysios von Halikarnassos überliefert und nennt Herakles als Gründer der Stadt – siehe Heculaneum als Name des Ortes. Die mythologische Erzählung findet ihre Widerspiegelung in Wandmalereien und Fresken in einzelnen Gebäuden, u.a. in der Casa di Nettuno e Anfitrite oder der Casa del Relievo di Telephos. Der mysische König Telephos war in der griechischen Mythologie der Sohn des Hercules.

Über die vorrömische Geschichte der Siedlung ist wenig bekannt, offenkundig fehlte es ihr an regionaler und überregionaler politischer Bedeutung. Die früheste Erwähnung des Ortes wird in den Annalen auf 314 v. Chr. datiert, mit dem Namen Herakleion. Dieser Name deutet auf mögliche griechische Ursprünge der Siedlung hin, ebenso das hippodamische Muster der Stadtanlage (vgl. Hippodamos von Milet). Auch der Gründungsmythos um Herakles stützt die griechische Herkunft. Ab dem Jahr 307 v. Chr. gehörte Herculaneum zum römischen Einflussbereich, begehrte aber, u, a. im Bundesgenossenkrieg (91–88 v. Chr.), dagegen auf. Kurze Zeit später wurde die Stadt von einem Mitstreiter des römischen Feldherrn Sulla erobert. Trotz des zeitweisen Zerwürfnisses mit der römischen Republik konnte Herculaneum den Status eines Municipiums (Stadt mit partiellem römischen Bürgerrecht) weiterführen. Der Ort war zu römischer Zeit eine kleine Hafenstadt. Der teilwiese Wohlstand der Stadt beruhte auf ertragreichem Ackerbau und Fischfang sowie auf einem florierendem Handwerk. Begünstigt wurde die Entwicklung Herculaneums durch seine Lage am Golf von Neapel und seine gute Luft. Zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs lebten in Herculaneum etwa 4000 Einwohner. Reiche Römer wählten den Ort als Sommerfrische und ließen dort ihre zum Teil exklusiven Villen errichten.

Der Verlauf des Vulkan-Ausbruchs ist durch zwei Briefe des römischen Schriftstellers Plinius des Jüngeren sowie durch archäologische und geologische Befunde darstellbar. Demnach wurde Herculaneum bei der gewaltigen Eruption aus dem Vulkanschlot nicht vom Asche- und Bimssteinregen zugeschüttet und war dadurch in der ersten Phase des Vulkan-Ausbruchs nur wenig betroffen. Das vulkanisches Material fiel in übergroßen Mengen vor allem auf Pompeji und die umliegenden Besiedelungen. Auf Herculaneum fielen nur wenige Zentimeter Asche, was einem Teil der Bevölkerung die Möglichkeit zur Flucht bot. Aber nicht alle Bewohner konnten diese Gelegenheit nutzen. Etwa 150 Skelettfunde in den ehemaligen Bootshäusern stützen diese These. In der folgenden Nacht ließ der eruptive Ausbruch nach und es ergoss sich ein gewaltiger Lavastrom in vier Etappen mit einer Temperatur von über 400 °C und einer Geschwindigkeit zwischen 100 und 300 km/h über Herculaneum. Die Gebäude Herculaneums wurden vom ersten Strom der Lava nur relativ wenig beschädigt. Die folgenden Lavaströme, die große Mengen an Material mit sich führten, trafen die Gebäude der Stadt mit voller Kraft. Das Material der letzten Ströme in den Vormittagsstunden füllte die Gebäude vollständig aus. Unter einer dicken, vulkanischen Schicht von 20 m, die sich beim Abkühlen zu Tuffstein verfestigte, war Herculaneum – von Luft abgeschlossen – zugedeckt. Diesem Umstand mit der ihm innewohnenden Tragik ist es geschuldet, dass viele Gebäude, einschl. ihres Inventars und ihrer kunstvollen Ausschmückung, von der Nachwelt betrachtet werden können, nachdem sie archäologisch teilweise erschlossen wurden. Teile des antiken Heculaneum wurden im Mittelalter aus Unkenntnis der historischen Gegebenheiten mit dem Ort Resina überbaut, der seit 1969 den Namen Ercolano trägt.

Die Geschichte der Ausgrabungen von Herculaneum erstreckt sich seit dem 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart, wobei vor allem die privaten Villen inner- und außerhalb der Stadtgrenzen, freigelegt worden sind, aber aufgrund ihrer Lage außerhalb des zugänglichen Grabungsgeländes nur wenige öffentliche Einrichtungen. An manchen Häusern sind noch römische Graffiti zu erkennen. In Tavernen bzw. Küchen wurden verkohlte Stücke von Brot, Getreide und Eierschalen gefunden. Erschwert – bis unmöglich – wird eine vollständige Ausgrabung der antiken Stadt durch die moderne Überbauung.
Die meisten der in Herculaneum ausgegrabenen antiken Kunstwerke sind heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel zu besichtigen. Berühmt gewordene Statuen aus Herculaneum, die „Große Herculanerin“ und die zwei „Kleinen Herkulanerinnen“, die sich seit 1736 am Hof des Sächsischen Kurfürsten befanden, gehören zur Dresdener Skulpturen-Sammlung. Die nachfolgenden Fotos geben sowohl einen Eindruck von der Stadtanlage als auch von einigen Privathäusern und deren Ausstattung. Sie entstanden auf einer individuell geführten Reise 2023, nachdem Herculaneum im analogen Foto-Zeitalter bereits 1994 und 1999 besucht worden war. Wikipedia Artikel zu HERCULANEUM und TELEPHOS

Quellen: Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, F. Busse, S. 111-114 / / DUMONT Reisehandbuch Süditalien, J. Christoph, Dumont Reiseverlag (Otfildern), 3.Auflage 2017, S..147-150 / Metzler Lexikon Antike, Verlag J. B. Metzler, 2. Auflage (Hrsg.: K. Broderson, B. Zimmerman), S. 238-240, 587 / Römische Geschichte, Kaiserzeit 1 & II, W. Seyfarth, Akademie-Verlag Berlin, 3. Auflage, S. 126, 161 / Die Römischen Kaiser, Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S. 74 / Metropolen der Antike, Jean-Claude Golvin, Deutsche Ausgabe 2019, Sonderausgabe 2021, by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt, wbg Philipp von Zadern, (Übersetzung von G. Lüscher, B. Lamerz-Beckschäfer), S. 122 – Bildnachweise: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Casa_della_Gemma_(Herculaneum)?uselang=it#/media/ File:Antigua_ciudad_de_Herculano,_Italia,_2023-03-27,_D / https://commons.wikimedia. org/wiki/Category:Heracles_and_Ach elous_(Collegio_degli_Augustali)_18.jpg / https://upload.wikimedia.org/wikipedi a/commons/5/50/Palestra-ercolano-01.jpg. https://commons.wikimedia.org/wiki/F ile:College_of_the_Augustali_(7254063144).jpg. https://commons.wikimedia.org/wiki/Category :Casa_del_Tramezzo_di_Legno_(Herculaneum)?uselang=it#/media/File:Casa_del_Tramezzo_in_Legno_1.JPG https://it.wikipedia.org/wiki/ Casa_di_Nettuno_e_Anfitrite#/media/File:Casa_di_Nettuno_ e_Anfitrite_13.JPG / https://upload. wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f1/Casa_di_Nettuno_e_Anfitrite.jpg

 

 

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