AIGAI

Aigai (lateinisch Aegae,  türkisch Nemrutkale) war eine antike Stadt in der historischen Region Aeolis. Sie befindet sich auf dem Bergrücken (ca. 450 m hoch) des Gün Dağı beim Dorf Köseler im Landkreis Manisa  in der Türkei, etwa 35 km südlich von Pergamon (Bergama). Am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. zogen die Äoliier in die Küstenregion zwischen Izmir und Canakkale, die In der Antike Aeolis – nach den Aeoliern – genannt wurde. Die Stadt Aigai soll um 700 v. Chr. gegründet worden sein. Der Name der Stadt wird sprachlich mit Ziegen in Verbindung gebracht. Archäologische Untersuchungen zeigen, dass die Wirtschaft der Stadt durch Waren geprägt war, die aus der Haut, dem Haar und den Knochen von Ziegen hergestellt wurden. Auf den von Agai geprägten Münzen wurde eine Ziege als Symbol der Stadt verwendet.

Aigai durchlebte die wechselnden Herrschaftsverhältnisse – in Gestalt der Diadochen-Reiche nach dem Tod A. d. G. – die die Entwicklung der Region und ihrer Städte in unterschiedlicher Weise beeinflussten. Ein besonderes Verhältnis hatte die Stadt zum nahegelegenen Pergamon, dem Hauptort des Pergamon-Reiches. Die hellenistische Epoche war auch für Aigai eine partiell unruhige Zeit Um 133 v. Chr. endete die Herrschaft der Attaliden (Pergamon–Reich: 281 – 133 v. Chr.) und Aigai geriet unter römische Vorherrschaft. Im Jahr 17 n. Chr. wurde Aigai durch ein Erdbeben in seiner Bausubstanz schwer getroffen. Der Wiederaufbau der Stadt wurde vom römischen Kaiser Tiberius (regierte: 14 – 37 n. Chr.) großzügig unterstützt. Roms Herrschaft brachte der Stadt stabile Verhältnisse.

Unter der pergamenischen Herrschaft gab es in Aigai eine intensive Bautätigkeit, von der noch Zeugnisse zu sehen sind. Es wurden eine Staatsagora (obere Agora) mit öffentlichen Gebäuden bzw. Einrichtungen (Theater, Bouleuterion, Gymnasion und später Tempel) errichtet. In dieser Zeit (um 160 v. Chr.) entstand am Osthang des Hügels, auf der unteren Agora (Markt- bzw. Handelsagora), ein dreigeschossiges, etwa 2200 Jahre altes Gebäude („Agoragebäude“ genannt) Es gilt als Markthalle (Höhe: 11 m, Länge 82 m). Das Obergeschoss des hellenistischen Baus ist in römischer Zeit erneuert worden. Das untere Stockwerk hat an seiner Vorderseite 12 Türen. Die Räume, zu denen die Türen führen, könnten Ladengeschäfte gewesen sein. Auf der Fläche der unteren Agora (Markt- bzw. Handelsagora) befindet sich der Fleisch- und Fischmarkt von Aigai, den die alten Griechen „Makellon“ und die Römer „Macellum“ nannten. Es handelt sich um eine kreisförmige Stufenstruktur mit einem Durchmesser von 8,50 m. Seine Entstehung wird vom 1. Jhd. v. Chr. bis zum 1. Jhd. n. Chr. datiert. Es war der Ort für den Handel mit Fischen und mit Produkten aus der Ziegenhaltung. Dank der Ziegenzucht war Aigai in der hellenistischen Epoche überregional bekannt für die Verarbeitung der Haare und der Knochen der Tiere, sowie ihrer Haut zur Leder- und Pergament-Herstellung. Diesem Wirtschaftszweig und dem Weinanbau verdankte Aigai seinen damaligen Wohlstand.

Die obere Agora ist eine ausgedehnte Fläche, auf der sich öffentlich Gebäude befunden haben, u. a. eine Badanlage. Seitlich ist die Fläche von einer Aufschüttung begrenzt. Getragen wird die Agora-Fläche von einer Stützmauer erheblichen Ausmaßes und Tonnengewölben. Diese wurden auch als unterirdische Korridore der oberen Agora genutzt, Am Eingang zur oberen Agora (Stadtzentrum) befinden sich die Ruinen eines öffentlichen Gebäudes, das als Nordbad gelten kann. Das Bad soll im 2. Jhd. n. Chr. erbaut worden sein. Es wird davon ausgegangen, dass das Nordbad auf dem Niveau der Agora-Fläche ein sehr großes Bauwerk war. Das Bad hatte marmorverkleidete Wände und Mosaikböden. Seine Warmräume wurden sowohl unter dem Boden (Hypocausten-Heizung)) und durch Rohrleitungen, die an den Mauern angebracht waren, beheizt. Ein 950 Quadratmeter großes Gebiet auf dem Niveau der oberen Agora wird in der Übersetzung „Nachbarschaft“ (kartographisch: Ada 1) genannt. Es war mit seinen Wohngebäuden und Werkstätten der Lebensort der Menschen. Eine Schmiedewerkstatt soll es ab dem 6. Jhd. v. Chr. gegeben haben. Die Bauwerke in der Gegend wurden während der Barbareneinfälle im 3. Jahrhundert n. Chr. zerstört. Etwa fünf Kilometer östlich liegen die Fundamente eines Apollon-Heiligtums (Tempel) aus dem 1. Jhd. v. Chr. Nördlich des Stadtgebietes ist eine Nekropole, der größte Friedhof der Stadt. Die Tempel-Ruine und die Nekropole wurden nicht besucht. Wikipedia-Artikel zu AIGAI

Quellen:
Übersetzung der Texte auf den Schautafeln im Grabungsgelände / Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 213, 550 – Bildnachweise: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2c/AigaiOdeon.jpg, https://de.wikipedia.org/wiki/Aigai _(%C3% 84olis)#/media/ Datei:AigaiBouleuterion1.jpg, https://aigai.info/en/1414-2/macellum-the-fish-meat-market/

 

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