KYZIKOS

Kyzikos (latinisiert Cyzicus) war eine griechische Stadt an der Südküste des Marmarameers in der antiken Landschaft Mysien; beim heutigen Erdek in der Türkei. Die Stadt lag auf dem Isthmos der Halbinsel Arktonnesos (Kapıdağ). Kyzikos war in der griechischen Mythologie der junge König des thrakischen Volkes der Dolionen  im antiken Mysien. Er gilt als Gründer und Namensgeber der Stadt und ist bekannt durch seinen tragischen, auf einem Irrtum beruhenden Tod, der in der mythologischen Argonautensage (Kyzikos-Episode), erzählt wird.

Nach geschichtlich belegten Quellen wurde Kyzikos von Siedlern aus Milet gegründet. Es gelten wahlweise zwei Gründungsdaten – 756 und 679 v. Chr. – als historisch möglich. Zwischen dem 6. und 4. Jhd. v. Chr. nahm die Stadt eine herausgehobene Stellung im internationalen Seehandel der Thraker ein. Dabei waren die Elektron-Münzen von Kyzikos (Kyzikener) ein gewichtiges Zahlungsmittel. (Die Elektron-Münzen waren eine Legierung aus Gold und Silber, zuweilen wegen der Farbgebung mit dem Zusatz von Kupfer.) Nach Besiedlungen durch Kimmerer, gefolgt von Lydiern, regierten persische Tyrannen in der Region und damit auch in Kyzkos. Später war die Stadt Mitglied in verschiedenen athenischen See-Bündnissen. Im Jahr 410 v. Chr. fand vor der Küste von Kyzikos im Peloponnesischen Krieg (431 – 404 v. Chr.) eine Seeschlacht statt, in der die Flotte von Sparta von der athenischen Flotte vernichtend geschlagen wurde. Nach dem Tod A. d. G. wurde Kyzikos in der Zeit der hellenistischen Diadochen-Regime (Nachfolger A. d. G:) dem Reich der Seleukiden im vorderen Orient (312 – 63 v. Chr.) zugeschlagen. Ab 190 v. Chr. herrschten die Attaliden (Pergamon-Reich) über Kyzikos. Als Erbteil des Pergamon-Reiches an Rom, kam auch Kyzikos 130 v. Chr. unter römische Oberhoheit. Unter dem römischen Kaiser Tiberius (14 – 37 n. Chr.) wurde Kyzikos in die römische Provinz Asia eingegliedert. Die Stadt verdankte ihren Wohlstand und ihren politischen Einfluss in der damaligen antiken Welt ihrer strategisch privilegierten Lage am Marmarameer mit einem Doppelhafen. Deshalb war Kyzikos im Verlaufe seiner Existenz wiederkehrend Flottenstützpunkt und Standort intensiven Schiffsbaus in den jeweiligen Herrschaftsperioden, mit zuweilen 200 Schiffshäusern. Historische Quellen berichten von dem hohen Ansehen der Schiffsbaukunst von Kyzikos. Die Werft soll alle griechischen Seestädte mit Schiffen beliefert haben. und betrieb aus wirtschaftlichen Gründen eine „strikte Neutralitätspolitik“. Oft lagen wohl die Schiffe verfeindeter griechischer Städte nebeneinander in der Werft.

Der Tempel des Hadrian von Kyzikos wurde im 1. Jhd. n. Chr. zu Ehren des römischen Gottes Jupiter erbaut. (Anmerkung: Die königlichen Brüder Eumenes II. und Attalos aus dem Hause Pergamon sollen in Kyzikos, dem Herkunftsort ihrer Mutter; zwischen 33 und 31 v. Chr. den Bau eines Tempels veranlasst haben – möglicherweise der Vorgängerbau des Hadrian-Tempels – siehe „Geschichte Kleinasiens“, S. 314). Im Jahr 117 n. Chr. ereignete sich ein Erdbeben. Wegen der starken Zerstörungen wurde der Tempel abgerissen. Der römische Kaiser Hadrian – ein herausragender Freund griechischer Kultur und Lebensart – besuchte Kyzikos im Jahr 124 n. Chr. und unterstützte den Wiederaufbau des Tempels, ebenso sein Nachfolger – Kaiser Antonius Pius. Es war ein „Provinzialtempel“, mit dem die Stadt den Titel „Tempelpflegerin“ tragen durfte, was eine „Rangerhöhung“ im Vergleich der Städte bedeutete. Kyzikos war auch mit seinen Wettkämpfen (Spielen) im „Festkalender“ der hellenistischen Welt verankert und später in den römischen Kaiserkult integriert. Kyzikos führte wegen seiner Huldigung an Kaiser Hadrian den Beinamen „Hadriane“.

Der Hadrian-Tempel hatte 8 x 15 oder 8 x 16 Säulen und die Ebene des Tempels war zweigeteilt („zweiflüglerisch“). Die Längsseite des Tempels misst 116,23 m und die Stirnseite etwa 70 m. Der Tempel soll drei Stockwerke hoch gewesen sein. Die Tempel-Reste, u. a. die Säulenkapitelle, lassen die architektonisch-bauliche Dimension des Tempels erahnen. Kyzikos wurde 670 n. Chr. vorübergehend von Arabern erobert und als Flottenstützpunkt genutzt. Durch die Erdbeben in den Jahren 544 und 675 n. Chr. wurde die Stadt erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Nach einem weiteren Beben im Jahr 1063 n. Chr. war Kyzikos vollständig zerstört und wurde nicht wiederaufgebaut. Das begründet auch den desolaten Zustand der Tempelruine. Bei einem Besuch der antiken Stätte Kyzikos im Frühjahr 2025 waren neben den Ruinenteilen des Hadrian-Tempels noch Reste eines Amphitheaters wahrnehmbar. Wikipedia-Artikel zu: KYZIKOS und KYZIKOS MYTHOLOGIE.

Quellen: siehe Wikipedia / Schautafel im Grabungsgelände, / Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 159, 172, 212, 256, 270f. 295, 314, 379, 411, 431, 502, 505, 519, 522, 524, 594, 615 / / Griechische Mythologie, Verlag Michalis Toubis S. A., Athen, @1995, Sofia Souli, Übersetzung. H. E. Langenfass, S.: Bildnachweise: https://de.wikipedia.org/wiki/Kyzikos#/media/Datei:Cyzicus_amphitheatre_15.jpg / Lydische Elektron-Trite, frühes 6. Jhd. v. Chr.; https://balikesir.ktb.gov.tr/Eklenti/7855,kyzikos-turk-almpdf.pdf?0 („Die antike Stadt von Kyzikos“

 

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